Das Münchner Oktoberfest
Das Münchner Oktoberfest, auch die "Wiesn" genannt, ist eines der größten Volksfeste weltweit und fand 2000 zum 167. Mal statt. Zwischen dem 16. September und dem 3. Oktober wurden wieder rund 6 Millionen Gäste auf der Münchener Theresienwiese erwartet.
[Zusatz 2005: Inzwischen hat das Fest auch seine eigene Homepage und erweitert diese jährlich. Es finden sich darauf interessante und ausführliche Informationen: www.oktoberfest.de]
Mein kleiner Erlebnisbericht - 29.09.-01.10.2000
Beteiligte: natürlich meine Wenigkeit, und dann auch noch: Lars, Susi, Annett, Thomas, Michael (= ux), Barbara, Uwe, Kerstin, Christian
Habe mich am Freitag spätnachmittag in Berlin in den Zug gesetzt und wurde netterweise ein paar Stunden später am Dresdner Hauptbahnhof von Lars und Thomas abgeholt. Wir sind noch auf einen Drink in den "Saustall" gefahren, bevor wir uns zwecks Schlaf fassen trennten.
Am nächsten Morgen trafen wir uns bereits 7:00 Uhr bei Lars. Thomas und ich haben vorher noch getankt und Kerstin und Christian von ihrer neuen Wohnung, die sie eine Woche zuvor bezogen hatten, abgeholt. Mit nur fünfminütiger Verspätung kamen wir an und dann ging es gemeinsam mit zwei Autos nach München weiter. Wir umfuhren einige nervige Staus auf der Autobahn und trafen gegen halb eins bei Mike in Garching ein. Ich hatte uns bei ihm eine Übernachtungsmöglichkeit gesichert. Netterweise versorge er uns auch noch mit Mittagessen: er kochte Spaghetti - als Grundlage für nachfolgende alkoholische Exzesse. Dann ging es mit 3 Autos (ux, seine Freundin Barbara und sein Nachbar Uwe schlossen sich uns an) weiter bis zur U-Bahn, wo wir parkten und uns zwei Wochendtickets kauften, mit denen man sich im Münchner S-Bahn-Verkehr getrost an entsprechenden Tagen fortbewegen darf. Glücklicherweise ist die Verbindung von dort bis zur Theresienwiese ausgezeichnet und wir endeten ohne größere Schwierigkeiten und Umsteigen am Ziel unserer Reise - der "Wiesn".
Nach einer kurzen Verständigung beschlossen wir, zuerst zu trinken und uns erst am Abend auf diversen Karussellen zu vergnügen. Nun kam der schwierigste und leider auch frustrierendste Teil: einen Platz zu ergattern. Mit einer zehnköpfigen Gruppe ein fast sinnloses Unterfangen. Die Zelte waren bereits eine halbe Stunde nach Eröffnung um 10:00 Uhr "wegen Überfüllung geschlossen" worden. Die einzige andere Möglichkeit, an Bier zu gelangen sind die angrenzenden Biergärten. Aber auch da tummelten sich Tausende von Leuten.
Wir waren am Verdursten und teilweise auch leicht genervt. Der Verkauf von "Stehmaßen" ist nicht erlaubt - nur sitzende Personen (auf den dafür vorgesehenen Bänken) bekommen Getränke. Die Chance auf Plätze sinkt natürlich proportional mit der Größe der Gruppe. Wir gingen zuerst zum Löwenbräu-Zelt. Dort ließen wir Christian und Kerstin allein und schlenderten zu acht weiter. Christian hatte von seinem Vater 9 Bierzeichen für eben dieses Zelt bekommen. Ein Bierzeichen ist eine Art Gutschein für Getränke und Essen. Die beiden haben nur zwei verbraucht und die restlichen für 7 DM verkauft. Fast die gesamte Gruppe war sauer darüber. Der Geizhals hat nicht mal zwei Bierzeichen für die Fahrer herausgerückt!
Nachdem wir bereits durch mehrere Gärten hindurchgelaufen waren und dann diskutierend vor einem weiteren standen, sprach uns ein weißbehemdeter Mann an und wollte uns gegen eine Bestechung von ca. 100 DM in ein Zelt lassen. Wir sind nach einer kurzen Besprechung aber weitergegangen. Offensichtlich ist das jedoch ein üblicher Brauch, da wir noch mehrere Männer mit dieser Art Nebenverdienst erblickten.
Auf meinen Vorschlag hin gingen wir zurück zum Fischer-Vroni-Zelt und haben nach einer kleinen Weile dort einen Tisch im Biergarten ergattert. Habe vorher noch mit den Leuten dort diskutieren müssen. Endlich sitzend waren alle Gedanken nur auf eines gerichtet - Bier. Wir bestellten. Der Preis pro Maß wird auch jedes Jahr höher. Diesmal kostete ein Bier 12,50 DM. Bei einem ersten Kosten wurde ich überrascht. Dem Bier fehlte der etwas bittere und herbe Nachgeschmack! Wie wunderbar! Es war süßlich und insgesamt stärker als das normale Bier. Trotz meiner geringen Vorliebe für dieses Getränk fand ich das Oktoberfestbier ausgezeichnet und verdrückte dementsprechend mehr als üblich - nämlich zwei Maß und muß zu meiner Schande gestehen, daß ich danach ziemlich angeheitert war. Das war aber nicht so schlimm, da heute jüdisches Neujahrsfest ist - das Jahr 5761 fing an und ein kleiner Rausch an diesem Tag ist verständlich und bei einigen schon quasi Tradition.
Leider war ich nicht zu betrunken, um die quasi obligatorischen Oktoberfest-Bussis zu umgehen, für die das Fest ebenso bekannt ist wie für das Bier - zumindest im Ausland. Den Rest des Abends waren Thomas und auch Annett ziemlich damit beschäftigt, mich ständig von irgendwo wegzuziehen und mich festzuhalten. Ich fand alles aber ziemlich lustig und habe mich amüsiert. Die anderen allerdings auch - diesbezüglich meist auf meine Kosten. Aber das ist nicht so tragisch; die Hauptsache ist, daß wir alle unseren Spaß hatten.
Ux und Barbara sind relativ zeitig wieder zurückgefahren, weil sie müde waren und als echte Münchner das Meiste auch schon kannten. Wir verließen unseren so mühsam ergatterten Platz, um uns 20:00 Uhr mit Christian und Kerstin an der Löwenbräu-Säule zu treffen und uns den anderen Aktivitäten auf dem Platz zu widmen. Dort schafften wir auch erst einmal unser Bier weg. Die Toiletten gibt es glücklicherweise zuhauf und befinden sich neben jedem Zelt.
Wir liefen zum "Teufelsrad". Das ist eine sich drehende Scheibe in einer Art Arena. Ein Mann kommentiert humorvoll die dort stattfindenden Szenen. Ziel ist es, auf dem Rad zu bleiben. Es gibt verschiedene Runden: mal boxen zwei Leute gegeneinander (zwei Männer oder ein Ehepaar, ...), mal werfen sich entweder Männer oder Frauen darauf. Die Selektion wird noch dadurch erschwert, daß zwei Männer von außen versuchen, die letzten Hartnäckigen mit einem Seil von der Drehscheibe zu ziehen. Susi hat sich ziemlich lange halten können. Alles ist relativ witzig und es wird sehr viel gelacht.
Wieder aus der Halle fuhren wir eine Runde Autoscooter. Bevor ich wußte, was geschah, hatte mich Thomas in so einen Wagen hineingezerrt. Allerdings übernahm er das Steuer, da ich allein wohl eher nicht dazu imstande war, sinnvoll den anderen auszuweichen. Hat man dann bei meinem Versuch diesbezüglich auch gemerkt.
Wir gingen dann weiter zum "Freien Fall". Um eine Säule herum sind Sitzbänke angeordnet und diese Vorrichtung wird in unregelmäßigen Intervallen schnell hochgezogen und wieder heruntergelassen. Nachdem Thomas und Lars gefahren waren, trauten sich Susi und Annett auch. Ich kannte die Attraktion bereits von früher (USA) und hatte auch keine Lust dazu.
Stattdessen ging ich in die "Special Effects Show". Das war eine gute, etwa elfminütige Lasershow. Als wir wieder in Richtung Ausgang liefen und ich langsam wieder nüchtern wurde, fuhr ich noch mit der Achterbahn "EuroStar". Die anderen wollten nicht. Es war großartig. Aber ich war froh, nicht noch mehr Alkohol metabolisiert zu haben und einen ausreichenden Gleichgewichts- und Orientierungssinn zu besitzen. Mir war danach kurz etwas schwindlig, da der Alkohol "auf mein Gehirn drückte" und ich mich darum bemühen mußte, gerade zu laufen. (Betrunkenen ist die Fahrt übrigens strengstens verboten. Wir wollen sie das feststellen? Es gab kaum noch Nüchterne - vielleicht ein paar Kids.)
Zurück bei der Gruppe gingen wir dann zur U-Bahn und fuhren nach Garching zurück. Kerstin und Christian fuhren in Thomas' Auto nach Buchloe, um dort zu übernachten.
Am nächsten Morgen wurden wir bereits 8:20 Uhr vom Wecker aufgescheucht, damit wir pünktlich losfahren würden. Unsere Gastgeber verwöhnte uns mit einem sehr schönen Frühstück. Dann warteten wir auf Kerstin und Christian, die erst halb 12 - anderthalb Stunden zu spät! - eintrafen. Wie mir berichtet wurden, haben sie sich dafür nicht einmal entschuldigt oder ein schlechtes Gewissen gezeigt - eine Sache, die uns alle - vor allem Susi - sehr ärgerte. Thomas fuhr dann mit den zweien zu seiner Oma, um dort einen Herd für die beiden abzuholen. Er war so sauer (vor allem über ihre bevorstehende Sprachlosigkeit, die eine Fahrt total langweilig machte), daß er sogar vergaß, sich von allen zu verabschieden. Wir anderen vier fuhren zurück nach Dresden.
Ich wurde am Hauptbahnhof abgesetzt und fuhr kurz vor sieben mit dem Zug wieder zurück nach Berlin. War viertel elf endlich in meiner Wahlheimatstadt am Zoologischen Garten und konnte nach Hause fahren, um am nächsten Tag gleich frühmorgens um neun mein Biotest-Praktikum im Labor zu beginnen.
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Das Oktoberfest hat eine wahrlich königliche Geschichte: Am 12. Oktober 1810 feierte Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I., seine Vermählung mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Die Festlichkeiten, zu denen auch die Münchner Bürger eingeladen waren, fanden auf einer damals noch vor den Toren der Stadt gelegenen Wiese statt. Diese trägt seitdem zu Ehren der Braut den Namen "Theresienwiese". Den Abschluß der Hochzeits-feierlichkeiten bildete ein Pferderennen, das in Anwesenheit der königlichen Familie als ein Fest für ganz Bayern gefeiert wurde. Durch den Beschluß, das Rennen im folgenden Jahr zu wiederholen, entstand die Tradition der "Oktober"-Feste. |
Die Festhallen und Serviceeinrichtungen auf der Theresienwiese sind wochentags von 10.00 Uhr - 22.30 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 9.00 Uhr - 22.30 Uhr geöffnet, reservieren kann man bei den einzelnen Festwirten.
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Hätten Sie gewusst, dass mit dem Stromverbrauch des Oktoberfestes eine 4-köpfige Familie 52 Jahre und 4 Monate mit Energie versorgt werden könnte?
Wiesn-Besucher seit 1971
Die Wiesn hat als größtes Volksfest der Welt eine enorme wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt München und das Umland. Rund 1,4 Mrd. Mark erbringt das Fest an Wirtschaftswert während seiner 16-tägigen Dauer. Auf der Wiesn selbst werden ca. 450 Mio. Mark umgesetzt und weitere 380 Mio. werden für Einkäufe, Taxi- und MVV-Fahrten sowie für Verpflegung ausgegeben. | ![]() |
Annähernd 560 Mio. Mark, der größte Teil des Wirtschaftswertes, resultieren aus Einnahmen für Übernachtungen der auswärtigen Wiesenbesucher. Während des Oktoberfestes sind ca. 8000 Personen fest angestellt und weitere 4000 Personen finden als wechselnde Beschäftigte Arbeit. |
Fläche
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Ca. 42 ha | |
Sitzplätze
in gastronomischen Betrieben
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Ca. 94 000 | |
Stromverbrauch
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rund 2.344.720 Mio. kWh (entspricht 14 % des Tagesbedarfs Münchens bzw. eine 4-köpfige Familie könnte damit 52 Jahre und 4 Monate mit Strom versorgt werden) | |
Gasversorgung
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rund 205.655 m³ | |
Wasserversorgung
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rund 80.505 m³ (entspricht 27 % des Tagesbedarfs Münchens) | |
Restmüll
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511 t | |
Papier
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47,76 t | |
Abfall
zur energetischen Verwertung
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75,42 t | |
Dosen
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0,87 t | |
Speisereste
/ Knochen
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283.84 t | |
Toilettenanlagen
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ca. 740 Sitzplätze, ca. 700 Stehplätze, 17 behindertengerechte Toilettenanlagen | |
Fernsprecher
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83, darunter Karten- und Münzapparate sowie für internationale Kreditkarten geeignete Telefone |
Besucher
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6,5 Mio. | |
Bier
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60.054 hl + 1.408 hl alkoholfreies Bier | |
Wein
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30.808 l | |
Sekt
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23.876 Flaschen | |
Kaffee, Tee
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198.929 Tassen | |
Erfrischungsgetränke
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444.197 Flaschen | |
Brathendl
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609.661 Stück | |
Schweinswürstel
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152.025 Paar | |
Fisch
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323 Zentner | |
Schweinshaxn
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62.169 Stück | |
Ochsen
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84 Stück |