Montag, 07.08.2000

Unser zweiter paddelfreier Tag. War zwar wieder um fünf wach, döste dann aber noch bis zehn. Danach wurde es im Zelt richtig warm und ich bin daher aus dem Schlafsack gekrabbelt. Wieder mal richtig Sonne!
Außer mir war nur noch Didi im Camp. Alle anderen sind wegen verschiedener Erledigungen nach Bovec gefahren. Als sie zurückkamen, wurde ausgiebig Brunch veranstaltet.
Danach sind Julia, Marco und ich im Polo zum "Gesicht" (Ajdovska deklica) gefahren.
Zuerst muß man sich in Richtung Kal-Koritnica und Trenta halten. Dabei kommt man dem Vršic (1611 m) immer näher. Am Kamp Trenta habe ich noch einmal nach dem Weg gefragt (ich kam an jemanden, der kaum englisch oder deutsch konnte und unterhielt mich daher auf russisch/slowenisch mit ihm). Wir glaubten nämlich, daran vorbeigefahren und es schon verpaßt zu haben. Aber nein - wie mußten den gesamten Paß hoch und dann auf der anderen Seite wieder herunter. Es waren noch etwa 20 km zu fahren.
Wir haben am unteren Aussichtspunkt kurz angehalten. Julia hat dann den Motor nicht wieder anbekommen. Ich nahm Julia nach einer Weile sanft die Schlüssel ab und probierte es selbst. Der Motor sprang sofort an. Julia hatte gepumpt, was nur bei einem Diesel funktioniert (und mir beim Zusehen regelrechte Fragezeichen im Kopf aufwarf). Bei einem Benzinmotor muß man beim Anlassen gleichmäßig Gas geben. Ab da übernahm ich das Steuer und fuhr wegen Julias Bedenken extra langsam. Obwohl das Benzin meiner Meinung noch reichen würden, entschieden wir uns, erst einmal zur nächsten Tankstelle nach Kansjska Gora zu fahren und unseren Tank zu füllen. Unterwegs haben wir noch auf der anderen Paßseite die beste Kehre für die Gesichtsbesichtigung herausgesucht: kurz unter der Kehre 16 gibt es einen Parkplatz.
Dort konnte man auch eine Beschreibung auf Tafeln finden. Leider nur in slowenisch, aber es gibt dort Bilder, die das Gesicht im Fels finden lassen. Erst da stellte ich fest, daß die Gesteinsformation, die ich für das Gesicht gehalten hatte, gar nicht das Gesicht war! (siehe Foto)

Eine Felsenformation
Das "echte" Gesicht

Wir wollten näher heran und sind über Stock und Stein teilweise steil nach oben durch den Wald, bis wir auf einen relativ breiten, gut angelegten Weg trafen, dem wir dann ein Stück hoch folgten. Nach mehreren Fotostops sind wir dann diesen Weg wieder hinuntergelaufen und haben die Hütte entdeckt, von der Nicole gesprochen hat. Sie befindet sich oberhalb des Parkplatzes. Hier beginnt auch der Weg, von dem man irgendwann eine gute Aussicht auf die Felsformation hat.
Wir sind dann weiter hoch zum Paßaussichtspunkt gefahren. Dort befindet sich auf 1688 m Höhe eine Hütte: Poštarska Koca.
Auf dieser Seite sind es 50 Kehren, wobei die 50ste erst sehr weit unten nach Trenta kommt, wo man sie schon gar nicht mehr vermutet. Die anderen 49 gehen steil in Serpentinenform nach oben und sind teilweise sehr eng und nicht einsehbar.
Haben noch kurz am Materiallift (Einstiegsstelle: Zmukljica - Eingang 3. Klamm) angehalten, damit ich ein Foto schießen konnte. Danach nahmen wir noch ein slowenisches Tramperpärchen nach Bovec mit.
Wir kamen etwa fünf Uhr nachmittags wieder ins Camp zurück. Julia wollte eigentlich schon eine Stunde eher da sein, da sie noch eine Übungsstunde angeboten hatte.
Als Ausgleich für den vergangen Tag, an dem Didi, Ioanna und ich nicht gepaddelt sind, boten Julia und Nicole uns nämlich eine Übungsstunde in der Koritnica an. War sehr nett von ihnen. Ich habe im Invader die Rolle geübt und jedesmal geschafft - da war der Kurs in Berlin ja doch nicht umsonst gewesen. Insgesamt bin ich wohl sechsmal gerollt, bevor es mir zu kalt wurde. Vor allem hatte ich nach jedem zweiten oder dritten Mal das Gefühl, mein Gehirn würde mir einfrieren; so kalt war es am Kopf. Jetzt weiß ich wenigstens, warum einige Leute einen Neoprenkopfschutz unter dem Helm tragen!
Martin hat heute gekocht. Wir haben Erdnüsse geschält, zerkleinert und dann zerdrückt, um so für einen Erdnußbutterersatz zu sorgen. Klappte relativ gut.

Rezept für "indisch-chinesich-badischer Eintopf a la Martin":

Viel Kohl (Wirsingkohl/Weiskohl) kleinschneiden
Auberginen in Scheiben schneiden und in Salz einlegen (salzen). Dadurch wird den Scheiben das Wasser entzogen und der Geschmack wird verstärkt.
Zucchini, Auberginen, Paprika - verschiedene Farben (als Verstärker) in Stücke schneiden
Gemüse einzeln dünsten bis sie knackig sind
Kleingeschnittene Zwiebeln in Olivenöl anbraten bis sie glasig sind
Dosentomaten und Tomatenmark (evtl. passierte Tomaten) kochen bis alles eingekocht
Dann das gedünstete Gemüse hinzugeben
Evtl. Kartoffelstücke (3 cm Kantenlänge) hinzufügen
Würzen: etwa 2 TL Curry, 2 TL Cumin, 2-3 EL Erdnußbutter, Salz, Muskat, Basilikum, etwas Oregano, Sambal Olek für Schärfe
Ganz zum Schluß Sahne hinzugeben und evtl. etwas Käse darüberstreuen

Dienstag, 08.08.2000

Wir haben alle gemütlich gefrühstückt. Dabei stellte sich heraus, daß Andrea nun doch nicht hospitiert. Sie müßte sonst ständig zwischen zwei Gruppen hin- und herpendeln.

Teilstrecke Festung Kluže bis Sotocje (Koritnica)
Pegel 156
Länge 6 km
Schwierigkeitsstufe III/IV

Der Weg ist relativ lang und fast nur Treppen. Bei Nässe kann man leicht ausrutschen. Ich bin die Treppe hinuntergefallen und habe mir meinen Neoprenanzug am rechten Knie aufgerissen. Mist!
Vor dem Aufwärmen haben wir uns die ersten Meter angesehen. Zuerst kommt ein Schwall, auf den eine etwa 50 m lange Klamm folgt. Wir sind den Schwall hinunter ins linke Kehrwasser hinter einem großen Felsblock gefahren und dort ausgestiegen. Von dort aus haben wir an der Klamm zwei Sicherungen aufgebaut. Die erste war noch in Sichtweite des Klammeingangsschwalles kurz vor einer Rechtskurve in der Klamm. Die zweite war danach. Julia und Nicole haben im linken Kehrwasser nach der Klamm im Boot gesichert.
Fahrt durch Klamm: Am Klammeingangsschwall ist eine Walze, die gerade durchfahren werden muß. Danach muß die Bootsspitze sofort leicht nach links gedreht werden, da man ansonsten an die Felsen rechts anstößt. In der Mitte der Klamm befindet sich rechts ein kleines Kehrwasser. Kurz vor Klammende kommt links ein unterspülter Felsen bei dem man die Bootsspitze schon vorher nach rechts bringen muß. Hinter der Klamm ist links ein gutes Kehrwasser. Die Klamm ist eng und man kann darin steckenbleiben.
Ich bin kurz nach dem Eingangsschwall an den zweiten Felsen gestoßen und habe mich gedreht. Nach einer kurzen, holprigen Rückwärtsfahrt, mehreren Paddelstützen und einer weiteren sehr knappen Drehung ging es dann vorwärts durch die Klamm hindurch ohne Probleme ins linke Kehrwasser, wo ich dann ausstieg und zu Holger K. zur ersten Sicherung zurückging.
Ioanna fuhr nach mir und ist an den dritten, leicht überhängenden Felsen gestoßen. In ihrem Bemühen, wieder davon wegzukommen, hat sie falsch gekantet und ging schwimmen. Dann folgte eine Bilderbuchrettung. Sie griff nach dem von Holger K. sehr schön geworfenem Wurfseil und er zog sie den Felsen fast senkrecht hoch. Die zweite Sicherung rettete ihr Paddel und Julia und Nicole schnappten sich ihr Boot. Ioanna trug ihr Boot wieder die Klamm hoch und fuhr ein zweites Mal. Leider machte sie wieder den gleichen Fehler, wodurch sich die Rettungsaktion - diesmal schon routinierter - wiederholte.
Didi umtrug die Klamm auf der linken Uferseite.
Die Strecke allgemein ist sehr steinig, teilweise eng und erfordert mehr Konzentration als sonst. Man kommt langsamer vorwärts, da es sehr viele Steine und Felsen gibt. Ich bin öfters vor Steinen hängengeblieben und insgesamt dreimal schwimmen gegangen. Ansonsten ist die Landschaft wunderschön. Die Strecke gefällt mir sehr.
Kurz vor der Brücke (noch vor Kal-Koritnica von Bovec kommend - ca. 20 m) nach mehr als fünf Kilometern hat meine Gruppe auf Julia und ihre Leute gewartet. Holger D. und ich gingen über den Fluß auf die andere Seite (rechts), auf der sich eine große Wiese mit einem alten Haus befindet. 1998 hat die TU dort ausgesetzt. Da die Boote jedoch dann über Privatbesitz getragen wurden und sich die Eigentümer beschwerten, haben die Paddler aber dann Schwierigkeiten bekommen. Holger und ich wärmten uns auf der anderen Seite auf und als Julia kam, gingen wir wieder ans linke Ufer zu den anderen zurück.
Links direkt unter der Brücke befindet sich ein großes Kehrwasser. Kurz vorher ist links auch ein Kehrwasser, in dem sich jedoch ein unterspülter Stein befindet. Ich bin gut angefahren und habe im Kehrwasser leider prompt falsch gekantet. Mist - bin schon wieder naß geworden! Beide Holger haben auf der rechten Uferseite auf den Felsen gesichert. Bin aber allein herausgekommen.
Marco hat auf der Wiese als Posten die Zeichen zur Weiterfahrt gegeben. Bei seiner Fahrt ins Kehrwasser hat er Nicole unbeabsichtigt das Paddel voll ins Gesicht geschlagen. Sie bekam einen dicken Nasenrücken und mußte sich erst einmal davon erholen. Inwischen war nicht nur ihr, sondern auch den meisten anderen sehr kalt geworden. Und die Zeit schritt auch voran. Es war schon 19:00 Uhr. Wir hätten schon vor einer Stunde aus dem Wasser sein müssen.
Aufgrund Didis Idee haben wir dann abgebrochen. Fast alle waren damit einverstanden. Nach der Brücke kommt noch eine schwere Stelle, für die wir auch Sicherungen hätten aufbauen müßten. Wahrscheinlich wäre es dunkel geworden, ehe wir an den Campingplatz gekommen wären. Nicole und Julia fuhren den Rest der Strecke zum Campingplatz, um den Bus zu holen. Wir anderen suchten erst einmal eine Möglichkeit, die Boote auf die 18-20 m hohe Brücke zur Straße hinaufzubefördern. Links und rechts befinden sich an beiden Ufern steile Abhänge.
Ich lief los und dachte, ich hätte links vor der Brücke eine gute Möglichkeit gefunden. Leider stellte sich bei den letzten fünf oder sechs Metern heraus, daß der Weg doch nicht so günstig war. Holger D. und ich trugen einen Diablo hinauf und schlugen damit eine Schneise durch den Wald. Martin kam auch hoch und sie zogen dann gemeinsam an einem Wurfseil 5 Boote hoch. Dann hängten Marco und Ioanna noch die Paddel an, was bei den oben ziehenden Leuten sowohl Unwillen als auch Lacher hervorrief.
Holger K. und Didi kamen mit 2 Corsicas rechts hinter der Brücke auf einen dort verlaufenden Waldpfad hoch. Leider muß man erst den Abhang hoch, ehe man den Pfad erreicht. Ich ging den Pfad entlang, um sie zu suchen und ihnen zu helfen und war ziemlich überrascht, als ich sie schon so weit oben entdeckte. Sie hatten es gerade geschafft, ihre beiden Boote auf den Weg zu ziehen.
Wir haben rechts hinter der Brücke (nach Bovec fahrend) die Sachen abgeladen und dort auf den Bus gewartet. Dort befindet sich ein Pfad zu dem schon erwähnten alten Haus.
Bei unserer Rettungsaktion auf der Brücke haben wir bei den vorbeikommenden Autos relativ viel Interesse erregt. Ein junges slowenisches Pärchen hielt sogar neben uns an und stieg aus.
Bin auf dem Waldpfad links noch zu der schweren Stelle gelaufen (100-200 m) und habe sie mir angesehen - ein verwalzter Schwall.
Wieder zurück fing auch ich an, langsam zu frieren. Weil mir so kalt war und Ioanna Interesse gezeigt hatte, nahm ich sie zur Seite und zeigte ihr ein paar wenige Grundelemente des Orientalischen Tanzes (Bauchtanz). Hinterher war uns beiden wärmer geworden.
Didi lief zum Aufwärmen barfuß im Neo die Straße hoch und 'runter.
Holger D. und einige andere unserer Männer diskutierten mit Marco über Zuvorkommenheit und seinen meist sehr rabiaten Paddelstil, der nur wenig Rücksicht auf andere nimmt.
Der Bus kam dann kurz vor 20:00 Uhr. Wir haben schnell aufgeladen und sind zum Camp gefahren. Gegen 21:00 sind wir dann endlich angekommen, haben geduscht und etwa eineinhalb Stunden später Abendbrot gegessen. Ioanna hat Spaghetti mit einer Gemüsesauce gemacht.
Beim Abendessen fragten Julia und Nicole nach einem Feedback über die Strecke von uns und machten auch gleich die Vorbesprechung für den nächsten Tag.
Bin gegen Mitternacht ins Bett.

Mittwoch, 09.08.2000

Wurde 8 Uhr geweckt. Oh Wunder, ich habe durchgeschlafen!
Wir frühstückten und dabei fand eine Umdisponierung statt. Eigentlich sollten wir zwei Gruppen bilden, von denen eine die Tongrube, eine andere "Den Hit" (TU-Name) fährt. Die Hit-Gruppe entschied sich dann doch noch einmal für die Koritnica und fuhren die gestrige Strecke noch einmal.
Ich war in der anderen Gruppe. Hätte zwar auch gern die Koritnica noch einmal befahren, sagte aber nichts.

Teilstrecke Boka bis Srpenica 2 (Tongrube)
Pegel 72 (Koritnica heute 154)
Länge 5 km (Koritnica 6 km)
Schwierigkeitsstufe I/II/III (Koritnica III/IV)

Wir sind gegen elf Uhr aufgebrochen. Haben die Koritnica-Gruppe an dem Einstieg Festung Kluže abgesetzt. Dabei trafen wir auf Christoph und Guido - Nicoles Freund. Ich erkannte ihn, da Nicole ihn bei unserem Grillabend auf der "Kleinen Anna" am Wannsee (Schwanenwerder) mitgebracht hatte. Da er sonst immer nur auf den Hilfstransporten durch Slowenien hindurchfährt, wollte er sich das Land mal genauer ansehen. Außerdem hat ihn wohl Nicole gefragt. Sie selbst war aber auch sehr überrascht. Ihn ausgerechnet jetzt und hier zu treffen - damit hatte keiner von uns gerechnet. Was für ein Zufall!
Wir fuhren dann weiter - stellten den Bus am Parkplatz Einstieg-Boka ab und fuhren dann mit dem Polo weiter. Ich half beim Umsetzen.

Anita (ich) ganz ruhig, während hinter ihr jemand ins Wasser kippt
Um die Mittagszeit herum waren wir dann im Wasser.
Die Strecke erschien mir diesmal absolut leicht und ruhig. Ich spielte etwas herum und probierte ein paar Sachen aus. Es war wundervoll ruhig und entspannend. Wir ließen uns von der Strömung treiben und genossen die Sonne auf dem Wasser. Die Landschaft ist sehr schön und ich hatte jetzt auch richtig Zeit und Muse, sie gebührend zu bewundern und zu genießen. Vor allem am Anfang der Strecke sind sehr viele Kiesbänke.
Vor der Pause übten wir noch in einem großen Kehrwasser links von einer Kiesbank Paddelstütze (Ioanna und Didi) und Eskimorollen. Ich schaffte zwei Rollen mit dem Hurricane, bevor mir zu kalt wurde und ich aufhörte. Wir machten eine halbe Stunden lang auf der Kiesbank ein Picknick. Promt verschwand die Sonne natürlich während dieser Zeit hinter einer Wolke und kam dann wieder hervor, als wir wieder voll angezogen auf dem Wasser waren. Typisch!
Nach dem Mauseloch gibt es einen Stein, von dem die Rafter ins Wasser springen. Dieses Ereignis konnten wir nur bewundern, weil Ioanna kurz vorher schwimmen ging und Didi und ich unsere Boote auf eine Kiesbank zogen und warteten, daß Nicole das Boot wieder einfing. Ein gutaussehender junger Raftführer setzte Ioanna mit der Raft auf unser Ufer über. Großer Applaus von unserer Seite. Wir hatten uns kurz vorher über die Fußstützen in den Raftbooten unterhalten. Jetzt bot sich uns unverhofft die Möglichkeit, die Konstruktion genauer anzusehen. In den Booten ist von einer Seite zur anderen mit Seilen eine Art diagonales Schachbrettmuster gespannt, unter das die Leute ihre Füße klemmen können.
Gegen 16:00 Uhr zog dann ein Gewitter auf.
Die Mausefalle kommt 50-100 Meter vor der Aussatzstelle. Diesmal war sie auch gut befahrbar.

  • Anfahrt ins linke Kehrwasser A
  • Von A zu B (unsicheres KW) hinter 1
  • man kann von B die halbe Strecke zu 3 hinübertraversieren, dann das Kajak senkrecht zur Strömung stellen uns sich auf Stein 2 zutreiben lassen
  • die Strömung geht links und rechts an 2 vorbei - man kann auf der Welle reiten und sie trägt einen am Stein vorbei; Aufpassen: richtig kanten!
  • wenn man die halbe Strecke von B nach 3 traversiert, wird man vorwärts ins KW C getragen; ansonsten rückwärts in D oder F
  • C ist ein sehr ruhiges großes KW
  • Man kann stromaufwärts an 3 vorbei wieder in B, dann A traversieren
  • Oder: halbe Strecke von C an 3 vorbei Richtung B, dann Kajak senkrecht zu Strömung und vorwärts links an 2 vorbei zu D oder F
  • Um wieder nach C zu gelangen, muß traversiert werden: F -> E -> D -> C (relativ leicht und gut möglich)
  • In G kann Kajak gut ausgeleert werden

Bin insgesamt wohl dreimal baden gegangen. Habe es allerdings geschafft, mich bis auf einmal wieder hochzurollen - hurra! Bei der Mausefalle wurde mir leider durch den Stein das Paddel aus der Position gerissen und ich mußte die Spritzdecke ziehen.
Didi hatte wohl heute ihren Rekord. Sie ging nur zweimal schwimmen - beide Male bei der Mausefalle. Ioanna probierte den Hurricane aus und hing etwa sechsmal unfreiwillig unter das Boot. Allerdings merkte sie am nächsten Tag, daß sie nun besser kanten konnte - der Hurricane hat ihr also einen guten Lernerfolg gebracht.
Kurz vor dem entgültigen Aussetzen versuchte Ioanna noch auf Nicoles Boot zu steigen und von dort ins Wasser zu springen. Didi legte sich zur Gewichtsverteilung aufs Heck. Schade, daß ich keinen Fotoapparat dabei hatte ...
Wir stiegen pünktlich 18:00 Uhr aus und schleppten unsere Boote wieder den langen Aufstieg hinauf. Mitten auf dem Aufstieg kam mir Didi mit finsterem Gesicht ohne Boot entgegen. Ich war ziemlich überrascht, bis ich den Mann einen Meter vor ihr wiedererkannte: der masturbierende Kerl vom vorangegangenen Tag! 10 Meter weiter kam mir dann auch Nicole entgegen, die Didi nachlief.
Beim Hochlaufen fing es promt an zu regnen. Was für ein Déjà-vu beim Umziehen - das letzte Mal, als wir uns hier umzogen, hat es auch geregnet. Wir haben den Polo abgeholt und während Nicole mit dem Bus zum Camp fuhr, gingen wir anderen mit dem Auto einkaufen. Im Supermarkt waren noch genau 2½ Brote übrig. Und wie es Murphys law so will, nahmen die beiden Leute vor uns in der Schlange auch genau diese zwei Brote, so daß uns nur noch eine Hälfte blieb. Wir fuhren noch zum zweiten neuen Supermarkt am Ortsausgang Richtung Cezsoca (Öffnungszeiten 8-20 Uhr), um nach Brot zu schauen. Aber auch hier war alles restlos ausverkauft. Zurück im Camp stellten wir fest, daß die andere Gruppe schon seit 16:00 Uhr wieder da war.
Alles in allem war ich am Ende des Tages doch froh, die Tongrube gefahren zu sein. Es war wundervoll entspannend und gemütlich. Ein richtiger Tag, um auf dem Wasser auszuruhen, die Sonne zu genießen und sich treiben zu lassen.
Zum Abendbrot gab es aufgewärmte Spaghetti vom Vortag mit Sauce und Restbrot. Holger K. fabrizierte einige selbstgebackene Brötchen, die sehr lecker schmeckten.
Wir luden Guido und Christoph zum Abendbrot ein. Beide wollte am in den nächsten beiden Tagen auf den Triglav (2864 m) steigen und würden daher nur eine Nacht bei uns verbringen. Es gab einen kleinen Zeltwechsel, weil Nicole mit ihrem Freund im Zelt schlafen wollte.
Wir hielten noch die Vorbesprechung für die nächsten beiden Tage ab. Der nächste Tag würde pegelabhängig sein.
Bei hohem Pegel würde die heutige Gruppe von Julia "Den Hit" fahren und wir anderen beim Campingplatz auf der Koritnica einsteigen und bis Cezsoca (Hausstrecke) hinunterfahren. Das ist die Strecke, die ich sowieso gern noch einmal gefahren wäre. Bei niedrigem Pegelstand würden alle den Friedhof fahren, da ein gemeinsames Paddeln am letzten Tag von den meisten gewünscht wurde.
Wir sprachen auch noch über den Abfahrtstag und klärten das Grobe bei den Geldfragen.
Ich legte mich kurz nach 11 schlafen.

Donnerstag, 10.08.2000

Bin gegen sieben Uhr aufgestanden. Habe sehr schlecht geträumt und lag wegen des Albtraumes sicher zwei Stunden starr vor Angst wach. Habe sogar kurzzeitig überlegt, ob ich Holger D., der im Zelt neben mir schläft, zu wecken. Hörte ihn dann im Schlaf reden und unterließ es lieber.
Julia und Holger K. fuhren einkaufen und schauten auch gleich noch nach dem Pegelstand bei Boka. Während wir auf beide warteten, habe ich noch schnell das vom Vorabend nur eingeweichte Geschirr abgewaschen.
Es war ein schöner Morgen - klar und sonnig. Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gefühl, was zum Teil an meinem Albtraum lag.

Teilstrecke Srpenica 2 bis Trnovo 1 (Friedhof)
Pegel 68
Länge 3 km
Schwierigkeitsstufe III/IV

Wir waren elf Uhr bereits in Srpenica 2 und ich habe mein Kajak hinuntergetragen. Bin wieder im Hurricane gepaddelt. Nach dem Aufwärmen sind wir zum Einpaddeln zur Mausefalle hochtraversiert.
Ich wollte den Eingangsschwall erst nicht fahren und habe mich im letzten Moment dann doch umentschieden. Bin natürlich promt wegen Falschkantens schwimmen gegangen. Wurde mit Hilfe von Nicoles Boot und der von Holger D. geworfenen Wurfleine in ein Kehrwasser am Ufer gezogen. Eine Bilderbuchrettung. Julia kümmerte sich derweil um mein Boot.
Der Nasenstüber kommt dann links. Auf der Rückseite des Felsens ist eine Art Plateau, auf dem man wundervoll picknicken und sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen kann. Wir haben eine ganze Weile dort verbracht. Holger K. wurde unruhig und sprang mehrere Male vom Felsen und traversierte schwimmend auf die andere Seite.
Alles in allem läßt sich sagen, daß ich mit meinem schlechtes Gefühl heute genau richtig lag. Ich habe noch nie derartig oft im Wasser gelegen (viermal!). Meist nur wegen irgendwelcher Kleinigkeiten und Unachtsamkeiten, die ich sonst eigentlich geschafft habe. Ärgerlich!
Mußte fast jedesmal ein ganzes Stück am Ufer entlang meinem Boot hinterherlaufen und habe dadurch große Teile der Strecke verpaßt. Wirklich zum Haare raufen!
Es hat mich sogar kurz vor der Ausstiegsstelle aus dem Boot geworfen, wobei ich mit eskimotieren leider nicht wieder hochkam - zu viele Steine haben mir das Paddel aus der Position gerissen. Eigentlich war es recht witzig. Zuerst fiel Martin ständig ins Wasser. Dann löste ich ihn ab. Sobald ich nämlich anfing, ständig schwimmen zu gehen, hörte es bei ihm auf. Vor der Ausstiegsstelle hat Julia mich noch mit ihrem Boot übergesetzt - wie eine Art Fähre. Ich bin dann wieder in mein eigenes Boot gestiegen und habe noch zweimal die Eskimorolle gemacht, um wenigstens noch ein letztes Erfolgserlebnis an diesem Tag vorweisen zu können.
Bevor wir ausstiegen, alberten Ioanna und Holger K. noch im Wasser herum. Ioanna wollte auf sein Boot steigen und von dort herunterspringen. Hat es auch mehrmals geschafft.
Sind 18:00 Uhr aus dem Wasser gegangen. Wir luden die Boote auf und fuhren nach Bovec. Ioanna und Holger K. fuhren mit dem Polo vor und gaben ihre geliehenen Schuhe zurück. Holger D., Marco, Julia und ich gingen einkaufen und wir trafen uns dann alle in dem Cafe.
Als wir dann zum Campingplatz zurückkamen, gaben uns unsere Nachbarn heiße, in Alufolie gewickelten Kartoffeln, Stockbrotteig, Gemüse und eine Art Quarkaufstrich. Mit den Kartoffeln hat dieser sehr gut geschmeckt. Da wir mehr oder weniger alle danach satt waren, haben wir den Blumenkohl dann doch nicht mehr gekocht.
Dafür haben wir nach dem Duschen ein Lagerfeuer angezündet.
Ich fühlte mich irgendwie unruhig und machte noch zwei Liter Vanillepudding. Danach ließ ich mir von Holger K. erklären, wie man Brötchen macht und habe einige Zeit damit verbracht, sie zu backen. Leider gelang mir mein erster Versuch nicht so gut. Ich hatte keine Hefe oder Backpulver in den Teig gemischt. Die Brötchen haben nur im warmen Zustand gut geschmeckt. Und man hätte sie auch nur im Dunkeln essen sollen, damit die angebrannten Stellen nicht so sichtbar gewesen wären.
Haben bis nach 2 Uhr morgens am Feuer gesessen und dabei das gesamte Holz aufgebraucht.

Freitag, 11.08.2000

Nach nur etwa viereinhalb Stunden war ich gegen sieben schon wieder wach. Wir haben alle gefrühstückt, nachdem Holger K. ein letztes Mal Brötchen, Käse und Bananen (usw.) vom Supermarkt holte. Die meisten bestellten noch zusätzlich Sachen, die sie dann auf dem Heimweg als Proviant mitnehmen wollten.
Danach klärten wir unsere Geldfragen. Den Leuten, die eine Nacht früher gekommen waren, wurde diese eine Nacht vom Management erlassen. Der Platz kostet pro Nacht (Tag?) 1000 sit. Da der Campingplatz mit einem Umtauschkurs von DM:SIT=1:100 rechnet, bedeutet das 10,- DM pro Nacht. Wir haben die Gemeinschaftskasse zusammengezählt und alles mit ihr verrechnet. Zusätzlich wurde noch Thilos Anteil auf die anderen verteilt. Am Ende mußten alle anstatt 13000 sit noch 86,- DM zahlen. Habe auch noch Julias Zelt gesäubert.
Wir bauten das Küchenzelt ab und schleppten alle Sachen nach oben.
Trotz aller Eile kam Holger K. mit dem Polo nicht bis Mittags los. Er wollte vor 12 Uhr losfahren, um noch bis Mitternacht wegen einer Verabredung in Deutschland zu sein. Bedauerlicherweise schafften wir es nicht. Und danach war es ihm egal, so daß wir später mehr Zeit hatten, die Dinge zu sortieren. Marcos Lage wurde auch geklärt. Er wollte nicht mit nach Berlin zurück, sondern fuhr gleich weiter nach Frankreich zum Drachenfliegen (ein FU-Kurs).
Nach einer kleinen Pause gingen wir alle nach oben zum Bus, überprüften das Material, packten alles in den Hänger und luden die Boote auf.
Wir hatten diesmal ein Boot mehr, da Holger K. von unseren Nachbarn ein Corsica für 250,- DM gekauft hatte. Ein guter Preis.
Leider passierte mir beim Boote-Aufladen ein Mißgeschick. In dem von uns nicht benutzten Slalom befand sich eine kleine Ratte. Nachdem sie keiner anfassen wollte, machte ich mich daran, sie aus dem Kajak zu befördern. Der Gedanke an einen Handschuh kam mir zwar kurz, aber ich konnte nichts Ähnliches mehr auf die Schnelle entdecken und zuckte innerlich nur mit den Schultern: wird schon gutgehen. (An einem anderen Ort hätte ich das nicht gemacht.)
Natürlich wurde ich gebissen. Aber die Ratte war aus dem Boot und lief davon. Da sich die Dusche gleich hier befand, quetschte ich bestimmt fünf Milliliter Blut aus dem Finger. Julia tropfte mir Jod auf die Wunde und klebte ein Pflaster darauf. Dann kam bei den anderen der Gedanke an eine Tollwutimpfung auf. Ich mußte versprechen, Holger K.s Rat zu folgen und mich in Berlin schnellstmöglich nach einer solchen zu erkundigen (brauchte ich sowieso irgendwann für Nepal). Laut der gängigen Meinung ist eine Tollwutimpfung bis 48 Stunden nach Erregereintritt erforderlich. Mir blieb also noch Zeit bis Sonntag etwa 14 Uhr.
Danach fuhr der Polo mit Holger K., Holger D., Didi, Marco und Martin los nach Tarvisio. Dort wollten sie Marco absetzen, damit er seinen Zug nach Frankreich erreicht. Da sie eine Person mehr hatten, haben sie Teile ihres Gepäcks in den Bus gepackt und wir verabredeten, uns in Tarvisio zum Umladen zu treffen.
Der Bus mit den Übriggebliebenen (Nicole, Julia, Ioanna und ich) fuhr 15:30 Uhr vom Campingplatz los. Allerdings hatten wir Probleme, den Berg bis zur Straße hochzukommen. Also fuhren Nicole und Julia erst einmal ohne Hänger hoch und luden oben die Sachen aus, die Julia dann bewachte. Nicole kam mit dem nun leichteren Bus wieder zurück und wir befestigten den Hänger. Während der Bus sich nun nach oben quälte, liefen Ioanna und ich die Strecke zu Fuß. Dabei kam ich auch endlich dazu, das Foto von der Treppe an dem Haus zu machen. Oben luden wir alles wieder ein und fuhren nach Bovec, wo Nicole noch etwas für die Reise einkaufen wollte. Wir haben vorher noch bei der Tankstelle angehalten.
Ein letztes Mal gingen wir dann ins Cafe, wo wir zu unserer Überraschung auf unsere Berliner Campingplatznachbarn trafen, die auch hier noch eine kurze Pause vor dem endgültigen Start machten. Wir bestellten Cappuchino und Ioanna und ich auch noch Eiscreme. Dabei bekam ich wie fast immer eine Eiskugel extra. Ebenfalls auf Kosten des Hauses kam dann eine Limonade, nachdem der Besitzer hörte, daß wir jetzt abreisen würden. Er erzählte uns, daß sein Sohn gerade mit seinem Pädagogik-Studium fertig sei. Julia schien ziemlich überrascht und meinte, daß sie in den ganzen letzten Jahren noch nie so viel über private Sachen miteinander geredet hätten.
Wir haben uns 16:30 Uhr endgültig von Bovec verabschiedet und sind in Richtung Grenze losgefahren. Leider hatten wir auch Probleme am Paß, da unsere Last zu schwer war. Wir quälten uns mit 20 oder 30 Stundenkilometern die Berge hoch. Teilweise war das Kühlwasser fast im roten Bereich, so daß wir anhalten und abwarten mußten. Wir erreichten die slowenisch-italienischer Grenze um 17:30 Uhr und waren gegen 6 Uhr abends in Tarvisio, wo wir die anderen trafen. Marco hatte noch 45 Minuten Zeit, bevor er seinen Zug erwischen mußte.
In einem Eiscafe am Kirchplatz sammelten wir Kräfte für die letzte Etappe. Danach luden wir das Gepäck in den Polo um. 19:30 Uhr fuhren wir dann endgültig los.
Der Sonnenuntergang an diesem Abend war wundervoll.

Samstag, 12.08.2000

Ioanna und ich verschliefen fast die gesamte Zeit auf den Rückbänken. Wir kamen erstaunlich gut voran. Nicole und Julia wechselten sich beim Fahren ab. Wir waren fünf Uhr morgens bereits in Münchberg. Das vierte Mal innerhalb des letzten Monats, daß ich an dieser Raststätte bin! Ich konnte danach nicht mehr schlafen und bewunderte den Sonnenaufgang, den ich direkt von meinem Kleinbusfenster aus verfolgen konnte. Der Nebel über den Felder und in den Tälern verdampfte allmählich und es wurde heller.
Neun Uhr befanden wir uns etwa 70 km vor Berlin und haben die anderen angerufen, damit sie uns beim Abladen am Bootshaus helfen. Kurz nach zehn waren wir dann am Bootshaus und haben die nächsten zwei Stunden mit Abladen und Aufteilen der Sachen verbracht. Nicole und Julia haben Ioanna, Didi und mich netterweise mit in die Stadt genommen. Didi und ich wurden an der U9 abgesetzt. Ich war etwa um eins endlich zu Hause und habe auch Dubh Bria (meine schwarze Katze) gleich von meinen Nachbarn wieder mit zu mir herübergeholt. Sie hat sich vor lauter Freude kaum noch eingekriegt.

Nachtrag zur Tollwutimpfung

Immer noch Samstag, der 12.08.2000: Nach einigem Herumtelefonieren (bei dem Ärtzlichen Nofalldienst: 31 00 31) gelangte ich auch an diverse mögliche Krankenhäuser, bei denen ich die Impfung bekommen könnte:

Da das letztere sich in unmittelbarer Laufnähe zu meiner Wohnung befindet, machte ich mich auf den Weg dorthin. Ich habe zwei Stunden (16-18 Uhr) in der Infektiologischen Ersten Hilfe verbracht! Der Arzt dort war ziemlich gestreßt, da er allein war und im Akkord arbeitete. Allerdings horchte er auf, als er mein Beschwerden hörte und zog mich den anderen vor. Er sagte mir, daß Ratten keine klassischen Tollwutüberträger seien. Nach meiner Schilderung der Umstände ist die Wahrscheinlichkeit einer Tollwutübertragung auch minimal. Er selbst würde sich bei diesem Fall nicht impfen lassen. Aber er wäre auch Arzt und ich müsse meine eigene Entscheidung treffen. Er hätte mich aktiv immunisiert und mich Sonntag morgen 1000 zur Tollwut-Sprechstunde ins Tropeninstitut (Spandauer Damm 130, Haus 10) geschickt. Dort hätten sie mir eine Immunisierung mit Immoglobin verpaßt. Dabei wird um die Stelle herum eingestochen und der Passivimpfstoff gespritzt. Dabei ist jedoch eine teilweise Lähmung möglich. Habe mich dagegen entschieden. Auch eine aktive Impfung habe ich zu diesem Zeitpunkt abgelehnt, da ich in Wochenabstand noch 3 oder 4 Impfungen hätte bekommen müssen. Leider fahre ich in einer Woche nach Hause ins Erzgebirge und in zwei Wochen dann in die Schweiz zum Bergsteigen. Eine Nachimpfung ist also sehr schlecht möglich - nicht in Deutschland, aber in der Schweiz, da wir uns zu den Zeitpunkten wahrscheinlich irgendwo auf den Gletschern von Viertausender aufhalten würden.
Außerdem könnte ich - wie nach fast jeder Immunisierung - krank werden. Dies möchte ich auf gar keinen Fall vor dem Schweiz-Urlaub riskieren.
Entgegen der landläufigen Meinung sind die 48 Stunden meist nicht die Regel. Natürlich sollte eine Immunisierung so schnell wie möglich erfolgen und es ist auch nicht gesagt, daß der Erreger drei Monate wartet. Aber der Tollwuterreger breitet sich weder in Mensch noch in Ratte gut aus. Ich habe beschlossen, meine aktive Tollwutimpfung auf den Zeitpunkt nach dem Schweiz-Urlaub zu legen. Diese Immunisierung hält mehrere Jahre.
Er warnte mich noch vor Leptostochase, einer Krankheit, die vor allem Paddler häufig haben. Die Erreger gelangen meist durch Rattenurin ins Wasser und werden dort aufgenommen. Die Symtome sind Fieber, Schüttelfrost und Nierenprobleme.

Mittwoch, 06.09.2000

Aus meinem Alpenurlaub in Schweiz und Österreich wieder in Deutschland angekommen, entsann ich mich wieder der Tollwutimpfung. Ich erkundigte mich nach den Impfmöglichkeiten in Chemnitz und fuhr dann zum Küchwaldkrankenhaus. Dort sagte mir die Oberärztin, daß Ratten durchaus klassische Tollwutüberträger seien. Nach einer Beratung ließ ich mir sowohl die aktive als auch eine passive Immunisierung spritzen. Die passive Immunisierung wird nicht wie der Berliner Arzt meinte, um die Bißstelle herum gestochen, sondern in die Muskeln der Oberschenkel. Dabei ist diese intramuskuläre Impfung gewichtsabhängig. Ich bekam 8 ml Berirab gespritzt. Ich ließ die Menge auf beide Oberschenkel verteilen. Die Schwester konnte zum Glück sehr gut spritzen. Habe den Einstich weder in Beinen noch im Arm sonderlich gespürt. Allerdings schmerzte dann die Injektion um so mehr, da dabei ein nicht gerade geringer Druck durch das zusätzliche flüssige Volumen im Muskel entsteht. Danach mußte ich noch eine Viertelstunde liegenbleiben und dann 45 Minuten langsam gehend im Krankenhaus verbringen, damit ich unter Beobachtung stehen konnte.
Die aktive Immunisierung besteht aus 6 Spritzen a 1 ml Tollwut-Impfstoff HDC (Ch.-B.:P0365-11), die ich in verschiedenen Abständen bekommen muß. Durch die geringe Menge ist die Impfung zwar unangenehm, schmerzt aber nur kurze Zeit.
In den Oberschenkel hatte ich dann noch den ganzen Tag leichten Druck. Vor allem aber war das Schlafen in der Nacht auf einer Seite etwas problematisch. Habe auch noch am nächsten Tag etwas gespürt, hatte aber bei weitem nicht die Schmerzen, die mir von der Oberärztin vorausgesagt wurden. Ein Glücksfall, da ich etwa vier Stunden nach der Injektion bereits im Auto auf dem Weg nach Dresden zu einer Grillparty war und dort dann auch bei einem Freund übernachtete.
Vom Klettern wurde mir von der Ärztin abgeraten. Das war nicht weiter schlimm, da wir aufgrund des Nachtregens dann doch nicht in die Sächsische Schweiz fahren konnten. Die Felsen waren nicht trocken genug. Aber das ist eine andere Geschichte und eine andere Reise zu einer anderen Zeit ....

Das war’s ... hier findet der Slowenienunrlaub endgültig sein Ende.