Lamas sind NICHT als Reittiere geeignet!

Grund dafür ist der Aufbau ihrer Wirbelsäule. Sie sollte nicht von oben belastet werden. Deshalb sind Packsättel von Lamas auch so konzipiert, daß die Lasten von den Seiten her am Lamarücken anliegen. Auch wäre die Tragleistung von Lamas höchstens auf kleine Kinder ausgelegt. Man rechnet mit ca. 25-30% des Körpergewichtes des Tieres (altersabhängig). Hierbei muß ebenfalls der Konditionsstand des Lamas beachtet werden. Im Allgemeinen gilt jedoch der Grundsatz, daß Lamas keine Reittiere sind.

Lendenwirbel Lama, copyright Anita Selig-Smith
Lendenwirbel eines Lamas oder Alpakas
copyright Anita Selig-Smith nach [4]

Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel, die ab und zu in Amerika praktiziert wird. Mit umfunktionierten bzw. zusätzlich gepolsterten Tragsätteln ist es möglich, Kinder bis ca. 30 kg auf ein großes ausgewachsenes (nicht schwangeres) Lama zu setzen und kurze Strecken darauf zu reiten. Dies sollte jedoch eine wirkliche Ausnahme bleiben und nur für kurze Strecken genutzt werden, wenn das Kind wirklich nicht mehr laufen kann (es ist auch nicht sonderlich bequem). Die einseitige Lastenverteilung von oben ist dem Gleichgewicht des Tieres abträglich und der Paßgang der Lamas ist dafür auch nicht ideal. Die Tiere müssen wesentlich stärker arbeiten, um ihr eigenes Gleichgewicht wieder auszubalancieren
In normalen Lama-Trekkingbetrieben ist das Reiten von Lamas schon allein aus versicherungstechnischen Gründen so gut wie nirgendwo vorgesehen und sollte auch auf Lamahöfen nicht angeboten werden. Es wird dadurch der Öffentlichkeit ein falsches Bild vermittelt. Nur, weil Zirkusse dies aus Publikumsgründen und zusätzliche Einnahmequelle anpreisen, heißt es noch lange nicht, daß ein ordentlich geführter Betrieb, der auch Tierschutz beachtet, dies nachäffen sollte. Der Märkische Lamahof bietet kein Reiten auf Lamas an, da dies nicht artgerecht ist.

Die Faustregel ist: ein ausgewachsenes großes Lama (Trekkinglama) kann bei entsprechender Fitness ab ca. 5 Jahren 40-50 kg tragen, wobei möglichst die Grenze bei ca. 40 kg liegen sollte. Die 50 kg beziehen sich auf ausgewachsene männliche Tiere ab 5-6 Jahren, die konditionell fit sind, korrekten Körperbau haben und eine Widerristhöhe von min. 1,15 bis 1,20 m mit der entsprechenden Statur erreichen. Bei Lamas unter 5 Jahren ist die Wirbelsäule (und die Gelenke) noch nicht stabil genug und daher muß das Gewicht verringert werden, wenn das Tier gesund bis ins hohe Alter leben soll. D.h. auf ein 3jähriges Lama packt man höchstens 20 kg - in Ausnahmefällen für kurze Strecken auch bis 25 kg (gelegentliche Halbtagestouren). Lamas unter 2 Jahren sollten keine Lasten tragen - leere und leichte Packsättel zum Training sind jedoch in Ordnung.
Alpakas sind überhaupt nicht zum Reiten geeignet. Auch als Lastenträger bieten sie nur wenig Kapazität.

Zum Lamareiten in den Anden: Auch ich habe weit oben in den Bergen der Anden Kinder auf Lamas reiten sehen. Davon abgesehen, daß es sich wirklich um Kinder handelte, waren die Lamas auch entsprechend groß (mind. 1,30m Widerristhöhe). Ein Gespräch mit den jungen Reitern ergab, daß es sich auch hier nur um Ausnahmen und ältere Tiere handelte. Die Tiere haben mit ca. 10-12 Jahren solche Rückenprobleme, daß sie geschlachtet und gegessen werden. Dies ist ein Nutzungskreislauf, der bei den Nachfahren der Inkas in den Anden im Alltag praktiziert wird, aber für den europäischen Raum nicht nachgeahmt werden sollte. Trotz des Status "landwirtschaftliches Nutztier" sind die europäischen Tiere eher Freizeittiere, als für den täglichen Gebrauch lebensnotwendige Proteinspender.

Packlamas in Ecuador, copyright Anita Selig-Smith
(zu) junges Lama in Ecuador (ca. 3800m hoch), copyright Anita Selig-Smith

 

Anita Selig-Smith - Zadik-Lamas, Disclaimer

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Lamakunde: Nutzung von Lamas als Reittiere