Die russische Küche - Essen und Trinken

Die russische Küche hat sowohl sehr komplizierte als auch sehr einfache, rustikale Gerichte. Alles in allem, munden russische Gerichte hervorragend und sollten von allen Reisenden auf jeden Fall genossen werden. Ich möchte hier ein paar der bekanntesten und weniger bekannten russischen (und nichtrussischen) Speisen und Getränke vorgestellen und kurz erläutern.
Da ich teilweise mit dieser Küche aufgewachsen bin und alle Gerichte auch in der originalen Machart kenne, sind einige Erklärungen mit eigenen Erfahrungen und Wertungen gespickt. Aber da sich über Geschmack bekanntlich nicht streiten läßt, solltet Ihr, da mir einige Sachen (wie z.B. Kaviar und Kartoffelpuffer) nicht schmecken, alles lieber selbst kosten und Euch erst nach dem Ausprobieren entscheiden, ob Ihr es mögt oder nicht.
Viele meiner Freunde, die nach Rußland fahren, beschweren sich bei mir über den erhöhten Verbrauch ihrer Immodium-Tabletten. Hier möchte ich doch einmal betonen, daß meist nicht - wie in anderen Ländern - das Wasser die Schuld trägt, sondern das "andere" Essen der "Russen" (bitte trotzdem bei einem Besuch die Typhus-Spritze und die Hepatits A+B-Immunisierung nicht vergessen!). Viele Deutsche (und eigentlich die meisten Menschen in der Welt) haben eine Laktat-Unverträglichkeit ab einem gewissen Alter und da in Rußland recht viele Milchprodukte verbraucht werden, kommt es ab und an zu anschließendem Dünnpfiff. Auch ist das Essens anders ausbalanciert und erfordert eine Umstellung. In Rußland ißt man wesentlich mehr Teigwaren und eingelegte Gerichte. Zusätzlich ist der Fettgehalt des Essens weitaus höher als in anderen Länder, wo dem Begriff Diät und gesundes Essen mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Und vom Cholesterinwert, der bei einigen Speisen enorm in die Höhe schießen kann, will ich hier gar nicht reden. Ein nur dem deutschen Essen gewöhnter Magen wird also notgedrungen eine Umstellungsphase erleiden. Ich persönlich hatte nie ein Problem damit, aber nicht jeder Magen ist so stabil und von Kindheit her an internationale Küche gewöhnt.

Kwas - das wohl populärste russische Nationalgetränk

Das Wort kommt aus dem Slawischen und bedeutet "saures Getränk". Die Beliebtheit hat sich das "Bier des kleinen Mannes" schon über einem Jahrtausend erobert. Es ist bewiesen, daß dieser Vorläufer des inzwischen nicht weniger beliebten "Biers" lange vor der Gründung des Kiewer Reiches der Russen bei den ostslawischen Völker verbreitet war. Schon vor über 1000 Jahren befahl Zar Wladimir zur Feier seines Sieges über die Petschenegen: "Es sei Met in Fässern und Kwas in anderen durch die Stadt zu fahren."

Kwas wird aus fermentiertem Brot hergestellt und aufgrund der jahrhundertealten Erfahrung und der Einfachheit seiner Herstellung gibt es mehrere Rezepte, die ihren festen Platz in der Gesellschaft haben. Eigentlich ist es ein Sommergetränk und in jedem größeren Ort in der entsprechenden Jahreszeit an extra dafür aufgestellten kleinen Kiosken oder Buden auf der Straße zu finden. Ich erinnere mich auch noch an Wagen mit riesigen Fässern auf der Krim am Schwarzen Meer. Von Wespen ebenso umschwärmt wie von zweibeinigen Säugern, ist Kwas eines der beliebtesten Durstlöscher in den europäischen Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Je wärmer es wird und je weiter südlich man kommt, desto höher ist der Verbrauch. Obwohl Alkohol im Getränk ist (allerdings nicht so viel wie in deutschem Bier) wird es auch - in Maßen - von Kindern getrunken.
Kwas hat eine bierähnliche Farbe, aber kaum eine Schaumkrone - was mir persönlich besser gefällt, aber bei den meisten Deutschen wohl auf Unmut stoßen wird. Nichtsdestotrotz ist der Geschmack von Kwas nicht wirklich bierähnlich. (Ich mag kein Bier, aber vergöttere Kwas! Jedesmal, wenn ich dorthin fahre, suche ich händeringend nach einer Kwasbude und bin erst zufrieden, wenn ich den ersten halben Liter in mich hineingestürzt habe und das nächste Glas bereits in der Hand halte.) Der Geschmack an sich ist schwer zu beschreiben, aber wie der Name auch schon sagt - leicht säuerlich. Vielleicht für einige etwas gewöhnungsbedürftig, aber extrem durstlöschend! Probiert selbst einmal - die Bedingungen dafür wie gesagt: im Sommer, wenn es so richtig heiß ist und kauft Euch das Getränk an einer kleinen Bude. Keine Sorge wegen irgendwelcher Hygiene - Kwas ist auf jeden Fall trinkbar und das Immodium braucht Ihr nicht aufgrund dieses Getränkes!
Es gibt eine aus Kwas und Gemüse hergestellte Suppe - Okroschka. Sie wird kalt serviert und man kann sie entfernt mit aus Kwas hergestelltem Borsch vergleichen.
Hier ist noch ein guter informativer Link mit einigen Rezepten.

Wodka - der Hochprozentige

Was des Deutschen Korn, des Mexikaners Tequilla und des Schotten Whisky ist, ist in Rußland der Wodka. Kaum eine andere hochprozentige Flüssigkeit hat seinen Weg über die Welt in so viele Bars und Cocktails geschafft wie dieser Weinbrannt. Obwohl billiger Wodka kaum einen Geschmack hinterläßt, hat wirklich guter Wodka tatsächlich nebst dem hochprozentigen Alkoholanteil einen Eigengeschmack. Eine Wodkasorte, die ich ziemlich gut finde, ist "Juri Dolgorukii", aus der Moskauer AG "Kristall". Ich hatte fast eine gesamte Flasche des 1997er bei einer Geburtstagsparty allein ausgetrunken. Bin mir nicht sicher, ob man sie auch in Deutschland bekommen kann. Vielleicht in ausgesuchten russischen Läden, wenn man sehr viel Glück hat.

Der Begriff stammt vom slawischen (russischen) "woda" - das Word "Wodka" bedeutet "Wässerchen".
Das Wodkatrinken hat eine Trinktradition in Rußland. Zum einen wird kaum jemand die Spirituose ohne die üblichen Sakuski trinken. Dies sind kleine Happen, die man während des Trinkens ißt. Bestehend aus eingelegten sauren Gurken, marinierten Pilzen, Brot, ... sind dem Gastgeber nur wenige Schranken gesetzt, sogar Kaviar bietet sich an! Ein purer Genuß von Wodka ist ausgesprochen selten und gilt als vulgär und nicht wirklich praktikabel. Jeder anständige Russe wird beim Trinken seines Wodkas vorher etwas zum Essen nebenbei suchen. Entgegen der üblichen Meinung: "Man hebe das Glas und trinke das Glas aus", gibt es durchaus ein Ritual des Trinkens. Die ausführliche Kenntnis desselben wird zumeist mündlich weitergegeben (bzw. gelehrt) und hat den angenehmen Nebeneffekt, daß man beim Genießen hochprozentiger Spirituosen nun keine feuchte Augen mehr bekommt und auf Parties als ausgesprochen trinkfest gilt - selbst wenn dies nicht der wahren Tatsache entspricht ... (Ich verweise hier auf meinen Ruf in einigen Freundeskreisen ... )
In Rußland gibt es unzählige Wodkabrennereien, von Großunternehmen - mittlerweile teilweise in Joint-Venture mit westlichen Spirituosenproduzenten - bis hin zu kleinen Einzel- und Schwarzbrenneibetrieben. Der Branntwein aus letzteren enthält meist nicht nur den vorgeschriebenen 37,5%igen Mindest-Anteil an Alkohol, sondern oft noch wesentlich mehr.
Anfang des 16. Jh. wurde der erste Branntwein aus Getreide hergestellt. Dies kennzeichnet den Ursprung des Getränks. Der traditionelle Wodka wird aus Roggen destilliert, dem besten Ausgangsstoff. Der daraus hergestellte Wodka schmeckt lieblich, weich, mild und leicht süßlich. In westlichen Ländern verwendet man hauptsächlich Weizen, da er preiswerter und in größerer Menge verfügbar ist. Kartoffeln werden vor allem in der Ukraine seit Jahrhunderten verwendet (in einigen Regionen von Rußland ist dies jedoch verpönt). Der Geschmack des aus ihnen gewonnen Wodkas ist gewöhnlich schwerer und markanter als der des aus Weizen gewonnen Wodkas. Melasse – ein Nebenprodukt der Zuckerproduktion – gilt als der billigste und qualitativ schlechteste Rohstoff für Wodka. Der Geschmack daraus gebrannten Wodkas ist meistens etwas süßer als der von Getreide-Wodka. Einige westliche bzw. exilrussische Sorten basieren auf dieser Melasse.

Der erste Schritt zur Wodka-Gewinnung ist die Herstellung der sogenannten Maische, einer bierähnlichen Flüssigkeit mit niedrigem Alkoholgehalt. Dazu wird der Rohstoff zerkleinert, mit Wasser versetzt, und leicht erhitzt. Durch Zugabe von Hefe wird die Gärung in Gang gesetzt, und es entsteht die Maische mit 6 bis 7 %-Vol Alkohol. Durch mehrfache Destillation gewinnt man daraus den so genannten Rohalkohol. Bei diesem Prozeß wird die Maische auf 78,4 Grad Celcius erhitzt. Bei konstanter Temperatur erfolgt eine Trennung des siedenden Alkohols von dem zurückbleibenden Wasser. Um dem Wodka einen möglichst reinen Geschmack zu verleihen und die bei der Gärung entstandenen Aromastoffe zu beseitigen (im Gegensatz zu anderen Spirituosen), wird das Destillat anschließend gefiltert. Dazu wird die Flüssigkeit durch Säulen mit Aktivkohle (Holzkohle) gepumpt, die die unerwünschten Aromastoffe an sich binden. Das Destillat kann auch biologisch (durch Milcheiweiß) oder elektrisch gefiltert werden. Abschließend werden die verbliebenen Schwebeteilchen mit Hilfe von sehr feinem Filterpapier entfernt. Neben dem reinen Wodka werden auch geschmacklich veränderte, aromatisierte Wodkas hergestellt, indem man das gefilterte Destillat mit gewissen Früchten oder Gewürzen bzw. Extrakten oder Essenzen ansetzt. Dazu werden die Würzstoffe eingelegt und dann wieder herausgenommen. Aromatisierung hat somit nichts mit dem Mischen von Cocktails zu tun. Trotz der Minimierung der Aromastoffe in der Filterung schmecken Wodkas übrigens nicht gleich. Neben der Qualität besitzen sie durchaus unterschiedliche Charaktere. Am deutlichsten sind die Unterschiede zwischen Wodkas unterschiedlicher Herkunftsländer, wobei russische Wodkas im Vergleich zu westlichen ausgesprochen viel Charakter besitzen.

"Der größte Lieferant für exportierte Wodkas ist das Konsortium Sojusplodoimport, von dem auch die meistgetrunkensten Wodkamarken der Welt, Moskovskaja und Stolchinaya, ins Ausland geliefert werden. Welche am Konsortium beteiligte Brennerei dann die Moskovskaja-Flasche herstellt, ist mehr oder weniger Zufall. Ein Zufall, der dann den im Westen gekauften vermeintlichen Moskauer Wodka aus Sibirien oder St. Petersburg kommen lässt. Die Marken des Konsortiums unterscheiden sich ausschließlich durch den unterschiedlichen Charakter der Wodkas durch verschiedene Nuancen in der Herstellung." [wodka.de.tt]

Bortscht - die wohl bekannteste "russische" Nationalspeise, die eigentlich gar nicht russisch ist

Ausgesprochen wird das Wort "Borsch" und die Speise kommt nicht, wie allgemein angenommen, aus Rußland, sondern ursprünglich aus der Ukraine. Es gibt also gar keinen russischen Bortscht, sondern nur ukrainischen! Die Ukraine ist seit über 300 Jahren mit Rußland in einem Bund vereint und hat sich erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts von seinem Partner getrennt. (Nachtrag 2004: Wie ich hörte, wollen sie sich jetzt wieder mit Rußland verbünden.) Da die Sowjetunion ein großes Land war, wurde fast in der ganzen Welt - und vor allem von den westlichen Ländern einschließlich den U.S.A. - kurzerhand jeder über einen Kamm geschoren und schlichtweg "Russe" genannt. Eigentlich eine Beleidigung für die in der Sowjetunion lebenden Nicht-Russen (ein sehr großer Teil!), aber dem Außenstehenden trotzdem oft komplett egal. Die meisten finden eine solche Unterscheidung irrelevant. Daher auch die falsche Bezeichnung "Russischer Bortscht" (wie z.B. auf Maggi- und Knorr-Tüten - was übrigens nicht einmal annähernd nach Borsch schmeckt!).

Borsch ist Rote-Beete-Suppe. Extrem gesund und der Genuß hilft der Bildung von roten Blutkörperchen. Die Suppe wird von jedem anders gemacht und jede Familie hat ihre eigene Rezeptur, die wiederum von jeder Generation nach den eigenen Geschmacksnerven variiert wird. Während z.B. der Borsch meiner Mutter von der roten Beete auch eine traditionelle rote Farbe aufweist, habe ich im Kaukasus tatsächlich eine grünliche Borsch-Suppe gegessen! Der Geschmack hat sich natürlich ein wenig unterschieden, aber es war trotzdem zweifelsohne Borsch gewesen!
Ein weiterer Hauptbestandteil des Borsch neben der roten Beete ist Kohl (Weißkohl). Kartoffeln, Möhren, Petersilie, Zwiebeln und Essig sind ebenso ziemlich traditionell, Tomaten können auch hineingepackt werden. Ob man Fleisch zugibt oder nicht, hängt vom persönlichen Geschmack ab. Vegetarischer Borsch wird mindestens genauso häufig gekocht wie Suppe mit Fleisch, wenn nicht sogar häufiger. Zur Abrundung kommt auf den Teller immer saure Sahne in die Suppe. Einige geben am Ende auch noch zusätzlich einen Schuß Essig hinein. Traditionell ißt man Borsch auch mit rohem Knoblauch in der Hand, von dem immer wieder ein Stück abgebissen wird.
Normalerweise bereitet man eine große Menge Borsch zu, da die Suppe umso besser wird, je häufiger man sie aufwärmt. Zweitägiger Borsch schmeckt viel besser als frischer! (Allerdings sollte man ihn nach drei Tagen bald aufgegessen haben.)

Bliny - die russische Variante der Eierkuchen, aber mit Hefe

Diese Plinsen haben eine weitreichende Geschichte und ihren Ursprung in den rustikalen Bräuchen der Vergangenheit. Sie symbolisieren das Abbild der Sonne, die allmählich wieder steigt und die Winternacht verdrängt. [Quelle: siehe Literaturempfehlung] Sie sind das Hauptgericht in der russischen Fastnacht.

Die Mini-Sonnen werden auf viele verschiedene Art und Weise gegessen. Manche bevorzugen sie mit Kaviar oder Fisch, ich persönlich esse sie immer mit saurer Sahne und Zucker. Die russischen Bliny haben einen von unseren Eierkuchen - oder Pfannkuchen, wie sie im südlichen deutschsprachen Raum genannt werden (dort heißen Pfannkuchen merkwürdigerweise Berliner) - völlig abweichenden Geschmack, weil der Teig mit Hefe zubereitet wird. Daher sollte bei der Zubereitung der Teig über Nacht stehengelassen werden. Sofort danach ist ein Backen/Braten und anschließendes Essen unumgänglich, da der Teig sonst anfängt, Blasen zu produzieren und sauer zu werden.
Während man heute den Teig aus Weizenmehl herstellt, wird die eigentliche locker-luftige Beschaffenheit nur mit dem traditionellen Buchweizenmehl erreicht. Marcus Wolf hat in seinem Buch ein Rezept mit einer Mischvariante, die ich persönlich noch nicht ausprobiert habe, da ich die originale Rezeptur benutze. Aber vielleicht gefällt sie Euch ja besser ...
Oladi sind Bliny in Kleinform. Der Teig ist der Gleiche, nur die Größe ist unterschiedlich. Ich persönlich habe sie nur als Oladiki kennengelernt. Das -ki am Ende bedeutet eine Verkleinerung oder Verniedlichung ähnlich dem spanischen und italienischen "-ita" oder "-ito". Durchschnittlich macht man 6-10 cm große runde Plätzchen in der Pfanne im heißen Öl/Butter. Ich habe sie als Kind immer wie oben beschrieben mit saurer Sahne und obenauf gestreutem Zucker mit großem Genuß verspeist. Eine Variante davon kann man auch mit in den Teig geriebenen Apfel oder Kartoffeln (ähnlich Kartoffelpuffer) machen. Mit Äpfeln sehr lecker, mit Kartoffeln habe ich es nicht ausprobiert, da ich gebratene Kartoffel (sowohl K.-Puffer als auch Bratkartoffeln) nicht mag ...

Gogl-Mogl - "der Kindergenuß gegen Erkältung" oder Cocktail-Hit

Gogl-Mogl! Was für Erinnerungen werden da wach! Eine meiner Lieblingsspeisen in meiner Kindheit! (Danke, Mama!)

Der Begriff meint eigentlich zwei Getränke, die beide den gleichen (jüdischen) Ursprung haben. Zum einen den Eier-Punsch (englisch: Egg-Nogg), ein Cocktail bestehend aus Whisky, Ei, Milch und Honig und zum anderen die alkoholfreie Variante für Kinder während einer Erkältung, über die ich berichten möchte, da der Punsch für mich irrelevant ist (ich mag Whisky nicht besonders und verabscheue Honig zutiefst). Die Herstellungsweise ist jedoch ähnlich: nur daß Honig anstelle von Zucker verwendet und das Ganze mit Whisky gestreckt wird.
Ich persönlich kenne Gogl-Mogl eigentlich als einen jüdischen Wundertrank, den jede echte jüdische Mutter (v. a. aus der ehemaligen Sowjetunion) ihrem Kind bei Krankheit (oder auch auf eindringlichen Wunsch als Dessert) macht. Trotz der heutigen Salmonellengefahr erfreut sich der Trank weiterhin ungehemmter Beliebtheit. Der Begriff "Diät" sollte in diesem Zusammenhang mit aller Gewalt aus dem Gehirn gedrängt werden!
Ob es tatsächlich hilft oder nicht, ist wahrscheinlich umstritten, aber sicher ist jedenfalls eines: dem sich aufgrund der Krankheit schlecht fühlenden Kind - welches höchstwahrscheinlich auch noch herumnörgelt - wird es schlagartig besser gehen und es wird brav die vorher aufgedrängten bitter schmeckenden Medikamente einschließlich des aufgezwungenen ungeliebten Kamillentees über sich ergehen lassen, wenn nur anschließend eine Tasse Gogl-Mogl in Aussicht gestellt wird! Und die dabei ausgeschütteten Endorphine (Glückshormone) kurbeln ja bekanntlich auch noch das Immunsystem an ...
Im Prinzip ist es in einer Tasse mit relativ viel Zucker geschlagenes Eigelb (mit einem Löffel - wichtig!), welches meist mit warmer Milch (bis der Protestschrei des Kindes ertönt) aufgefüllt wird. Die Zuckermenge und die Dauer des Schlagens bzw. eigentlich kraftvollen schnellen Rührens mit dem Löffel ist Erfahrungssache. Und das Kind wird Gogl-Mogl vor allem auch ohne Milch lieben! (Wie das Ganze mit der Honigvariante aussieht, weiß ich nicht genau, da das Eigelb gerührt werden muß, bis es hellgelb und schaumig ist - mit Honig nicht so gut zu bewerkstelligen. Allerdings bestimmt gesünder als die Zuckervariante ...)

Pelmeni: sibirische Tiefkühlkost - Teigtaschen für unterwegs

In der heutigen Zeit geht das Bewußtsein von Tiefkühlkost weg. Es wird oft verpönt und als ungesund eingestuft. Hier sind gute Neuigkeiten: Pelmeni sind dafür gedacht, vor dem Verzehr gefroren zu werden! Sie schmecken dann auch besser. Es gibt einige verschiedene Marken in den Läden zu kaufen, bisher habe ich nur eine einzige gekostet, die tatsächlich auch ungefähr nach dem Original schmeckt: "Zarenhof".

Diese mit Fleisch gefüllten Teigtaschen stammen ursprünglich aus Sibirien, wo sie eine wichtige Nahrung für die Hirten und Bauern darstellten. Sie werden zu Hunderten gemacht und dann eingefroren. Inzwischen gibt es sogar gußeiserne oder stählerne Formen, mit denen man fast 30 Stück auf einmal herstellen kann. Ursprünglich stellten sich nach Einsetzen des ersten Frostes die Frauen und Kinder des Dorfes zusammen (oder die Großfamilien) und formten die Teigtaschen stunden- oder tagelang als Vorrat für mehrere Monate. Sie schmecken erst dann wirklich gut, wenn sie vorher tiefgefroren waren. Die Männer nahmen ein paar mit auf den Weg und wenn sie Hunger bekamen, kochten sie einfach einen Topf mit Wasser, warfen die Pelmeni hinein und hatten einige Zeit später ein füllendes, leckeres Mahl.
Traditionell werden Pelmeni mit durch den Fleischwolf gedrehten Fleisch gemacht. Früher benutzte man Lamm oder eine Mischung aus Schweine- und Rindfleisch, heute sind Geflügelmischungen ebenso populär. Da der Teig keine Milch erfordert, konnten die Pelmeni bei den dort lebenden Juden auch populär werden - existiert damit doch eine koschere Variante. Inzwischen gibt es auf dem Markt auch noch andere Füllungen: mit Kartoffeln und Pilzen oder Gemüse. Die "wahren" Pelmeni sind jedoch aus Fleisch. Obwohl heute oft Knoblauch weggelassen wird, gehört dieser aber auf jeden Fall in die Füllung.
Angerichtet werden sie mit saurer Sahne und einem Schuß Essig und evtl. ein wenig feingehackter Petersilie. Sie schmecken besser, wenn man sie in Brühe (Bouillon) kocht. Außerdem reicht man meist dazu noch ein Gläschen Wodka ...
Manty sind eigentlich Pelmeni, die man nicht in Wasser kocht, sondern dünstet und daher auch ein wenig trockener schmecken. Es gibt noch eine dritte Form, die man brät - allerdings habe ich den Namen vergessen.

Soljanka

Solj ist das russische Wort für "Salz" und Soljanka bedeutet quasi "gesalzen" (="soljeno").

Es ist ein kräftiger und würziger Eintopf - eines der beliebtesten Gerichte russischer Küche. Es gibt sehr viele unterschiedliche Rezepte mit Fleisch, Wurst, Fisch oder Pilzen. Ein wichtiger Bestandteil sind fast immer Salzgurken oder Salzpilze. Im Prinzip kann man fast alles in eine Soljanka hineingeben.
Serviert wird sie gekühlt. Sie hat dann eine geleeartige Form und kann mit der Gabel gegessen werden.

Kaviar (Ikra) - zur Luxusspeise mutiert

Die Russen sind für ihren übermäßigen Konsum von Kaviar bekannt. Dies rührt unter anderem daher, daß dieser dort so gut (und billig) zu haben ist!

Der echte rote Kaviar kommt vom Stör. Da der Fisch ziemlich groß ist, weisen auch die Fischeier entsprechende Größe auf. Inzwischen gibt es auch gezüchteten Stör.
Der billige kleine schwarze Fischroggen ist eigentlich nur Kaviarersatz und stammt vom Seehasen.
Kaviar wird in allem möglichen Varianten genossen: pur, mit Brot, mit Wodka, als Garnierung für Speiseplatten, ...

Knoblauch

Wer kennt das nicht! Den Russen wird ständig vorgeworfen, nach Knoblauch zu riechen. Was in Deutschland verpönt ist, ist dort normal. Knoblauch gehört auf jeden Fall in das Essen. Und wer weiß? Vielleicht wird durch seine gesunde Wirkung der größte Teil des sehr reichhaltigen Essens verdaulicher gemacht?

Brot und Salz - der traditionelle Willkommensgruß

Salz und Brot zu teilen ist ein althergebrachtes Sinnbild der Gastfreundschaft. Dieser Brauch ist über Jahrhunderte gewachsen. Früher sprach man Brot und Salz magische Eigenschaften zu; Gesundheit, Reichtum und Fruchtbarkeit sollten sie bringen. Weil Brot satt machte und Salz konservierte, nahm man es als Symbol der Ewigkeit und Beständigkeit des Lebens, wie Kay Reinhardt vom Deutschen Brotmuseum in Ulm zu berichten weiss. Salz und Brot bei der Einweihungsparty sind also nichts anderes als ein gutgemeinter Glücks- und Segenspender. Wer als Gast etwas kreativer seien möchte, darf sich aber auch gern an den Spruch halten.

Eine interessante Seite über Brot im Volksglauben und Sagen (in Deutschland) ist www.sophie-lange.de/texte1/brot.html
Russisch Brot
Bei uns in Deutschland im Laden zu kaufen, ist ein leichtes, karamelliges Knuspergebäck in origineller Zahlenform. Wie kommt das lecker-knusprige "Russisch Brot" eigentlich zu seinem Namen? Nach einer Anekdote ist dieses originelle Gebäck Anfang des 19. Jahrhunderts am Wiener Hof entstanden, um einen russischen Gesandten würdig zu begrüßen. Der alte russische Brauch schreibt vor, einen Gast mit Brot und Salz willkommen zu heißen. Diese Sitte wollten die Wiener mit ihrem feinen Geschmack kombinieren. So entwickelten die Wiener Hofbäcker das feine Knabbergebäck, das bis heute unter dem Namen "Russisch Brot" bekannt ist.

Adschika - die extrascharfe kaukasische Sauce

Eine ziemlich scharfe rote Sauce aus geriebenen Peperoni. Wie wird zusätzlich mit rotem Pfeffer, Knoblauch, Zwiebeln und anderen speziellen Gewürzen zubereitet. Wenn man sie mit ein wenig Ketchup mischt, hat man eine wundervolle, sehr charakteristisch schmeckende BBQ-Sauce. Lecker vor allem zu Hammel, Lamm und Wild!

Ihre Ursprung hat die Gewürzsauce im Kaukasus und gilt eher als georgischer Speisezusatz, hat aber seinen Weg in fast die gesamte ehemalige UdSSR gefunden.

Literaturempfehlung

Markus Wolf " Geheimnisse der russischen Küche" (ISBN 3-88022-459-5)

Ein sehr schön geschriebenes Buch mit Rezepten und vor allem vielen Geschichten rund um die Küche, die der Autor in der damaligen Sowjetunion erlebte. Das Buch ähnelt eher einer Reihe von humorvollen Kurzgeschichten rund um das Essen, die mit entsprechenden Rezepten gespickt sind. Die Familie des 1923 in Würtemberg geborenen Autors und Generals a.D. wurde 1933 von den Nazis vertrieben und fand in Moskau Zuflucht. 1945 kehrte M. W. nach Deutschland zurück und war nach Kriegsende zunächst Kommentator und Redakteur beim Berliner Rundfunk, bevor er 1949 in den diplomatischen Dienst der DDR eintrat und schließlich als Leiter des Nachrichtendienstes deren oberster Spion wurde. Trotz mehrerer versuchter Anklagen nach dem Zusammenbruch der DDR konnte ihm niemals etwas nachgewiesen werden. Markus Wolf lebt zur Zeit in Berlin. Er wird als leidenschaftlicher Koch beschrieben und nach dem Lesen dieser seiner Lektüre empfehle ich dieses Kochbuch der anderen Art wärmstens. Auch für jemanden ohne entsprechenden Hintergrund, sind die angegebenen Anleitungen einfach und verständlich nachzukochen. Bei den meisten Rezepten benutze ich trotzdem diejenigen meiner Familie weiter ...

Schaschlik
Piroschki / Piroggen
Chitschini
Tworok
Kascha
x Ayran
Kombucha
Bier