Informationen und Fakten über Lamas - ein kleines Lamakunde - Lexikon

Training: Führen von Lamas und Alpakas

Dieser Artikel wurde in der deutschen Fachzeitschrift LAMAS im Sommer 2014 veröffentlich. Hier ist die entsprechende pdf-Datei dazu. Das Urheberrecht liegt bei mir - der Nachdruck des Artikels in anderen Medien ohne meine Erlaubnis ist nicht gestattet.

Mit Vertrauen und Leichtigkeit unterwegs - Leinenlänge, Führung und Distanzverhalten

Text und Fotos: Anita Selig-Smith

Der Führstrick ist eine nicht zu unterschätzende Verbindung zwischen Mensch und Tier. Er muss einige Eigenschaften erfüllen, um optimales Vergnügen für beide zu ermöglichen. Die Leine muss gut in der Hand liegen, weich und bequem, nicht zu dünn oder zu dick und an heißen Tagen genauso gut wie an kalten Tagen zu halten sein. Sie darf nicht zu unhandlich werden und wenn sich das Tier doch einmal erschrickt, nicht sofort einen Seilbrand an der menschlichen Hand auslösen. Dem Tier und dem Menschen darf der Strick nicht zu schwer sein, ebenso sollte der Karabiner die richtige Größe für einen Lama- bzw. Alpakakopf haben. Und nicht zuletzt: auf die richtige Länge zwischen Mensch und Tier kommt es an und die Vielseitigkeit der Nutzung ist ebenfalls ganz oben anzusiedeln.

Leinenabstand zwischen Tierkopf und Menschenhand

Lamas und Alpakas sind Distanztiere. Das heißt, normal erzogene Tiere mögen es nicht besonders, gestreichelt zu werden. Natürlich müssen sie trotzdem Berührungen, Bürsten (bei Lamas), usw. akzeptieren, wenn sie gehalftert sind.

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Bild 1: zu kurz und Hand falsch

Da die Tiere eine natürliche Reserviertheit nicht nur gegenüber ihren Artgenossen, sondern auch zum Menschen haben, ist der richtige Leinenabstand ein wichtiges Kriterium für eine lockere und leichte Führigkeit. Bei der Führung wehren sie sich besonders, an kurzer Leine hinterhergezogen zu werden (Bild 1). Das sollte man auch respektieren. Wenn die Leine zu kurz ist, laufen die Tiere nicht ordentlich und lassen sich ziehen, da sie von sich aus versuchen, ihren natürlichen Abstand zu wahren. Sie können zudem nicht wirklich ihren Kopf drehen oder sich die Gegend ansehen - was für die extrem neugierigen Tiere unangenehm ist. Auch scheuen sie so häufiger, da sie sich zu sehr auf den Führer und weniger auf die Umgebung konzentrieren. Daher sehen sie beispielsweise plötzlich auffliegende Vögel, davonhuschende Hasen und Rehe oder auch mal einen entgegenkommenden Hund viel später und erschrecken sich.

Wenn die Leine zu lang ist, denken die Tiere, sie können machen, was sie wollen. Das resultiert meistens in einem merkwürdigen Zickzack, bei dem Lamas und Alpakas ihre natürliche Neugier und ihr Äsungsverhalten unterwegs voll ausleben.

Beides ist nicht wirklich entspannend für Mensch und Tier und macht nach einer Weile beide nervös und genervt. Jedes Tier hat eine individuelle Leinenlänge, bei der es fabelhaft läuft - 10 cm machen teilweise schon wirklich einen Unterschied aus. Bei den meisten Tieren liegt der Abstand um einen Meter herum. Man sollte das beim jeweiligen Tier ausprobieren. Teilweise ist dies auch geländespezifisch. Bergauf kann man ein wenig mehr Leine geben, ebenso in unebenem oder rutschigem Terrain. Die Tiere können sich so besser den ihnen genehmen Weg suchen.

Daneben oder dahinter?

Es ist ebenfalls die Zeit wert, sich Gedanken darüber zu machen, wo das Lama laufen soll: direkt neben dem Führer, dahinter oder versetzt hinter ihm? Meiner Ansicht nach ist dies fallspezifisch und von der aktuellen Situation abhängig. Ein unbepacktes Lama kann neben einem Menschen laufen. Dabei sollte der Kopf nicht vor die Schulter des Menschen kommen. Der Mensch führt, nicht das Tier!

Dahinter wird das Tier fast immer laufen, wenn der Pfad schmal und die Leine lang genug ist. Versetzt dahinter ist jedoch die übliche Laufposition, die die Tieren natürlicherweise einnehmen, wenn sie die Wahl haben. Damit führt der Mensch das Tier, welches aber durchaus noch den Weg sehen kann.

Ein bepacktes Tier muss hinter dem Menschen - versetzt oder nicht - laufen. Grund dafür sind die Packtaschen: sollte das Tier sich doch einmal erschrecken und einen Satz nach vorn machen, möchte man das Gepäck lieber nicht plötzlich im eigenen Rücken haben (Bild 2 und 3).

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Richtig: Felipe läuft unbehindert und problemlos im richtigen Abstand hinter seiner Führerin. Die Trekkingleine wurde hier doppelt genommen und wird beidseitig gehalten. Das Tier trägt bei dieser kurzen Trainingswanderung kein Gepäck.
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Bino wird richtig geführt, läuft hier seitlich hinter seiner Führerin.

Sicherheitsmaßnahmen

Die Leine sollte niemals um die Hand gewickelt werden (siehe falsch auf Bild 4). Ein Lama oder Alpaka ist in Paniksituationen fast immer stärker als der Führer. Um Verletzungen zu vermeiden, sollte man also schnell loslassen können. Hat man sich den Strick jedoch um die Hand gewickelt, ist dies nicht so einfach möglich. Der Leinenrest sollte statt dessen entweder in einer lockeren Acht (siehe Bild 5) oder mit beiden Händen festgehalten werden (siehe Bild 2). Dabei ist wichtig, dass die Handaußenkante der Hand, die die Leine am nächsten zum Tierkopf hält, beim Führen zum Tier hin zeigt (falsch gezeigt auf Bild 1 und 6, richtig auf Bild 2, 3, 5 und 10). Grund ist die Physiologie des menschlichen Schultergelenks. Wenn das Tier sich erschrickt und springt, wird der Arm in Richtung der natürlichen Schulterbewegung gerissen und nicht dagegen. Letzteres kann zu schmerzhaften Zerrungen in der Schulter führen. Außerdem achten Lamas und Alpakas beim Führen durch einen Menschen hauptsächlich auf dessen Körperhaltung. Wenn man ständig den Arm zur Seite hinausstreckt, führt das nicht nur bei stundenlangem Laufen zu Muskelkater, sondern zeigt dem Tier auch einen Stopp an. Dies kann irritierend auf das Kamelid wirken, weil es eigentlich zum Laufen animiert wird.

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Falsch! Die Leine darf nicht um die Hand gewickelt werden - Verletzungsgefahr.
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Richtig: Die Leine wird in einer Acht gehalten - mit dem Handrücken zum Tier.

Wenn man dazu tendiert, die Hand stark beim Laufen zu schwenken, ist es sinnvoller, die Leine mit beiden Händen - wie im Bild 2 gezeigt - zu halten. Das Hin- und Herschwenken des Armes wird dadurch minimiert, ohne dass man verkrampft.

Schön in einer Reihe ...

Nimmt man mehrere Tiere auf eine Tour mit, läuft man im Normalfall hintereinander und hält einen Mindestabstand von einer Tierlänge zum vorhergehenden Kamelid ein. Warum? Lamas und Alpakas haben untereinander eine Rangordnung, die sich auch in der Gruppe beim Laufen manifestiert. Jetzt stellt sich der Mensch dazwischen. Der Zweibeiner ist der Chef oder die Chefin. Ein gut erzogenes Tier weiß das instinktiv. Also wird es höflich den Menschen, der von hinten drängelt, auch vorbeilassen wollen. Es können drei Dinge bei zu dichtem Auflaufen passieren:

1. Das Tier bleibt stehen, um den Menschen vorbeizulassen.

2. Das Tier weicht stark zur Seite aus, um nicht dem Menschen in die Quere zu kommen. Oder

3. Das Tier versucht seinen Führer zu überholen, weil dieser mit dem Rücken zum Tier läuft, der hintere Drängler aber mit dem Vorderkörper eine "Bedrohung" darstellt.

In allen Fällen wundert sich der Führer des Tieres, der hinten keine Augen hat und dies nicht sieht, warum sein Begleiter auf einmal merkwürdig läuft. Der Fairness halber daher immer schön etwa zwei Meter Abstand zum Vordertier lassen.

Was die Reihenfolge innerhalb einer Gruppe von mehreren Tieren beim Wandern zusätzlich erschwert, ist der persönliche Charakter eines Lamas oder Alpakas. Es gibt ranghohe Tiere, die partout nicht als Erste gehen wollen. Oder eines möchte unbedingt hinter seinem besten Freund laufen. Oder sie haben sich am Morgen gestritten und keine Lust, hintereinander zu gehen. Oder, oder .... Da gibt es nur einen Ratschlag: ausprobieren und auch mal wechseln. Manchmal wollen die männlichen Chefs der Tiere auch den Überblick haben und hinten gehen. Und manchmal haben sie einfach heute einen schlechten Tag und sind launisch ...

Einige Tiere sind so auf einen Menschen bezogen, dass sie eifersüchtig von diesem geführt werden möchten. Dieses Beispiel durften wir bei einer mehrtägigen Trekkingtour beobachten. Das erfahrene rangälteste Tier wollte nur von der Besitzerin geführt werden und sträubte sich eifersüchtig, wenn diese ein Jungtier an der Leine hatte und selbst hinter einem anderen Menschen herlaufen musste. Es ging erst wieder perfekt, als die Leinen getauscht und der Wallach wieder hinter seiner Vertrauensperson ging.

Leinenlänge und das lose Lama oder Alpaka

Als loses Lama bzw. Alpaka bezeichnet man ein Tier, welches außerhalb der Weide mit Halfter und Leine läuft, ohne dass das andere Ende vom Menschen gehalten wird. Gründe dafür können sowohl das Loslassen durch den Führer als auch das Losreißen von der Bodenschraube sein. In beiden Fällen ist es normalerweise das Bestreben der Menschen, das Tier so schnell wie möglich wieder einzufangen.

Und hier gibt es zwei unterschiedliche Möglichkeiten, wie man die Wichtigkeit der Leinenlänge betrachtet. Einerseits ist eine Leine, die den Boden nicht erreicht, sicherer, damit das Tier nicht darauf treten kann und minimiert auch das Risiko, dass es sich um einen Baum schlingt oder an einer Wurzel hängenbleibt. Andererseits ist es bei vielen Tieren nur sehr schwer möglich, sie damit schnell wieder ohne eine durchgeplante Einfangaktion wieder in die Hand zu bekommen.

Ist die Leinenlänge länger als der Kopf bis zum Boden hoch ist, schleift das restliche Stück über den Boden. Das Tier tritt darauf oder die Leine verfängt sich irgendwo. Passiert dies in vollem Galopp, kann es durchaus gefährlich für das Tier werden. Meist fliegt jedoch die Leine in diesem Tempo dann hinterher und berührt den Boden gar nicht. Solange das Tier die Geschwindigkeit drosselt, schleift der Führstrick. Dies ist gut für das Einfangen, wenn sich die Leine tatsächlich irgendwo verfängt - dann hat man sein Tier fix wieder. Wenn das Tier selbst drauftritt, wird es automatisch langsamer und fängt an zu tänzeln. Dabei sinkt die Aufmerksamkeit in Bezug auf den sich herannahenden Menschen, der es wieder einfangen möchte. Dieser kann das Tier dann recht zügig wieder greifen. Ebenso funktioniert es ganz gut, wenn man ein Eimerchen mit Pellets, an das die Tiere vorher gewöhnt wurden, schüttelt und dann, wenn das Tier herankommt, nonchalant mit dem Fuß auf das Ende der Leine tritt. Damit ist das Tier dann auch wieder eingefangen. Man sollte bei solchen Tieren nie mit der Hand nach der Leine greifen - sie sind immer schneller im Wegziehen. Vor allem, wenn sie festgestellt haben, dass sie jetzt selbst entscheiden können, wo in der schönen weiten Umgebung sie als nächstes grasen wollen. Und dann erst einmal mit einem schelmischen Augenfunkeln ihre neue Freiheit austesten wollen.

In diesen Fällen ist es immer besser, wenn die Leine ca. einen halben Meter länger ist als die Distanz zwischen Kopf und Boden des Tieres. Bei Alpakas und kleinen Lamas sind dies meist 4 m bei einer doppelten Leine (ca. 2,20 m bei einem einfachen Führstrick) und 4,50 m bei der doppelt genommenen Leine bei normal grossen bis grossen Lamas.

Leinenlänge beim Anpflocken

Häufig höre ich, dass Lamas und Alpakas während Pausen mit einer Leinenlänge von zwei Metern angepflockt werden. Begründet wird dies oft mit dem Verheddern des Tieres in der Leine.

Dies ist meiner Ansicht nach viel zu kurz. Dem Tier sollte auch während der Rastpause die Möglichkeit gegeben werden zu grasen. Eine derart kurze Leine schränkt das Tier enorm ein. Vor allem bei Tagestouren wird dem Tier damit wertvolle Futteraufnahme verweigert.

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Das Einwickeln und vor allem das selbständige "Wiederauswickeln" muss das Tier natürlich üben. Leider sind nicht alle dazu fähig und es gibt auch Tiere, die sich regelrecht resistent gegenüber dieser Trainingslektion zeigen. Aber Lamas und Alpakas sind intelligente Wesen und die meisten lernen es auch nach dem 2. oder 3. Mal. In den ersten Fällen wickelt sich das Tier derart die Leine um die Beine, dass es durchaus auch mal in die Knie geht oder auf die Seite fällt. So unschön dies jetzt auch klingen mag, aber dem Tier passiert dabei normalerweise nie etwas - außer einer Verblüffung und dass es daraus lernt, vorsichtiger zu sein. In Zukunft wird es dann über die Leine steigen (Bild 7). Ordentlich ausgebildete Trekkingtiere können auch nachts an einer Bodenschraube angepflockt werden (Bild 9), ohne dass sie dabei die Leine um ihre Beine schlingen oder sich so unglücklich verwickeln, dass sie sich nicht mehr bewegen können oder sogar Atemprobleme bekommen. Die Übungsphase bis dahin sollte allerdings immer unter Aufsicht erfolgen (Bild 8). Sinnvoll ist es dann übrigens, wenn die lange Leine tatsächlich einen Karabiner an jeder Seite hat. Damit vermeidet man lose Tiere. Es ist recht einfach, den Karabiner von der Bodenverankerung zu lösen, am Halfter zu befestigen und dann das Tier rückwärts vom verschlungenen Seil zu befreien. Bei den letzten Windungen springt das Tier nämlich meist schon auf und wenn man dann nicht schnell genug ist, was leider in den meisten Fällen passiert, hat man dann das Tier nicht mehr in der Hand. Bei der vorherigen Befestigung des losen Endes an das Halfter umgeht man dieses Problem.

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Ein verbreitetes und empfehlenswertes Verbindungsstück zwischen Leine und Bodenschraube ist der Panikdämpfer. Dabei handelt es sich um ein elastisches Stück, welches den Ruck minimiert, dem der Tierhals ausgesetzt ist, falls sich das Tier plötzlich und mit aller Kraft gegen den Bodenschraube stemmt. Grund dafür kann beispielsweise ein Erschrecken sein. Der Gummi oder die Feder sollten nicht zu stabil sein. Wenn das Stück doch reisst, dann ist dies immer noch besser, als wenn der Hals des Tieres Schaden nimmt. Dies trifft übrigens auch auf die Befestigung in einem Pflegestand zu.

Leinenmaterial

Einige Leute schwören auf Baumwolle, andere auf Synthetik. Baumwolle soll angeblich keinen Seilbrand auslösen, was ich allerdings nicht bestätigen kann. Ich habe lange herumprobiert und bin dann zu dem Schluß gekommen, dass mir synthetische Fasern lieber sind. Sie sind leichter und trocknen auch wesentlich schneller. Außerdem kann man den Schmutz, der sich durchaus darauf absetzt, wenn man die Tiere lang anleint, fix abklopfen und braucht sie fast nie extra zu waschen. Bei Führstricken aus Baumwolle bleibt der Schmutz mehr haften, sie brauchen ewig, um zu trocknen und sind im nassen Zustand auch schwerer. Aber all diese Fragen sind Geschmacks- und Erfahrungswerte, die jeder selbst für sich entscheiden und ausprobieren muss.

Halftersitz beim Training und Wandern/Trekking

Es gibt einen Unterschied beim Sitz des Halfters bezüglich der angestrebten Verwendung. Wenn man ein Lama oder Alpaka trainieren möchte, sollte das Halfter sehr gut, nicht zu weit und ohne Verrutschmöglichkeiten sitzen. Auf keinen Fall darf es drücken oder zu eng sein, aber auch nicht zu locker sein. Grund: Man möchte möglichst einen guten Kontakt zum Kopf haben und das Halfter sollte bei einem Leinenzug nicht die Lage verändern. Sehr häufig sehe ich, dass eine Seite fast ins Auge des Tieres reicht, wenn es zu weit ist. Man kann die Leine bei einigen Halftern auch an der Seite befestigen - beim TTEAM-Training wird dies empfohlen. Ich persönlich habe dies probiert und bin davon wieder abgekommen. Aber auch dies muss jeder für sich entscheiden. Wie ich hörte, haben andere damit gute Erfahrungen gemacht.

Wenn das bereits trainierte Tier schön läuft und die Leine dabei locker durchhängt, wird das Halfter so gelockert, dass das Tier unterwegs problemlos fressen kann. Eine Faustregel sind zwei Fingerbreit unter dem Kinn. Damit kann das Lama oder Alpaka mit den Kiefern kauen oder auch gähnen. Dies sollte beim Training übrigens auch möglich sein! Man muss sehr gut aufpassen, dass der Nasenriemen auf keinen Fall vorn auf der Nase zu weit vorrutscht, da die Tiere sonst panisch werden. Der Riemen gleitet über den Nasenknochen auf den Knorpel und kann die Luft abdrücken. Da Lamas und Alpakas semi-obligate Nasenatmer sind, ist die Möglichkeit der Luftatmung durch die Nase absolut notwendig.

Wichtig ist auch, dass Halfter nicht ständig am Tier gelassen werden. Wenn das Tier auf der Weide frei herumläuft, muss das Halfter nicht nur wegen der Verletzungsgefahr entfernt werden. Das Tier verbindet Halfter mit "Arbeit und Disziplin". Es sollte eine deutliche Trennung geben - das fördert auch das Vertrauen zwischen Mensch und Tier. Bei einer Mehrtagestour wird das Halfter üblicherweise über Nacht angelassen, da das Tier dann angepflockt ist. Eine Fixierung durch Halsband hat sich - zumindest bei mir - nicht bewährt, da dies bisher immer in einem "losen" Lama resultierte, welches ich am Morgen suchen und wieder einfangen musste.

Gruppen- und Kinderwanderungen mit Llamero-Neulingen

Immer mehr Lama- und Alpakahalter bieten Gästen die Möglichkeit, geführte Wanderungen mit ihren Tieren zu unternehmen. Man muss dazu kein ausgebildeter Wanderführer sein, aber es ist unabdingbar, sich voll auf seine - gut trainierten - Tiere verlassen zu können. Schließlich möchte man den hineinschnuppernden Amateuren das beste Bild von den Tieren vermitteln und steht stellvertretend für alle Lama- und Alpakahalter da.

Daher sollte man erst einmal eine Einführung in die Tierarten geben und den Leuten genau erklären, wie man ein Neuweltkamelid führt (siehe oben).

Für viele Stadtkinder ist die Lama- und Alpakawanderung die erste Möglichkeit überhaupt, mit größeren Tieren in Kontakt zu kommen. Also möchte man diese Erfahrung so schön wie möglich und so sicher wie nötig gestalten. Bei Kindergruppen hat sich die Variante von zwei Kindern auf ein Tier als sehr praktikabel erwiesen. Dies ist unter anderem auch sinnvoll, da vor allem kleine Kinder auch mal einfach so die Leine loslassen. Dabei sind am Halfter des Tieres zwei Führleinen befestigt, die jeweils einem Kind in die Hand gedrückt werden. Wichtig ist, dass diese Führleinen am anderen Ende miteinander verbunden sind und auf keinen Fall Schlaufen enthalten. Es kann sich dabei auch um eine sehr lange Leine mit 2 Karabinern handeln. Wichtig dabei ist, dass nicht nur Länge, sondern auch Dicke der Leinen sowohl für Kinder verschiedenen Alters als auch Erwachsene geeignet sind. Die Tiere laufen wundervoll ihren kleinen Führern hinterher und das Gewusel einer Gruppe entspannt sich zu einer Tour, bei der die meisten Erzieher bemerken: "So ruhig kenne ich die gar nicht! Das ist ja wundervoll." Viele kommen im nächsten Jahr wieder.

Führen eines Tieres von zwei Personen

Bild1-falschDie Leine sollte in diesem Fall zwei Karabiner haben. Beide Karabiner sind in den Ring am Halfter eingehakt. Jede Person nimmt eine Leinenhälfte, d.h. eine Person hält die Leine mit der linken Hand und eine mit der rechten Hand. Beide Personen laufen nebeneinander (Bild 10). Dabei ist zu beachten, dass sie nicht weit voneinander entfernt gehen, da sonst das in der Mitte laufende Tier in zwei verschiedene Richtungen gezogen wird und nicht weiß, wem es nun eigentlich folgen soll. Dadurch, dass die Leinen in der Mitte verbunden sind (oder dass es nur eine Leine ist), wird diese Irritation des Tieres größtenteils vermieden bzw. minimiert. Ist die Leine nicht lang genug oder hat nicht je einen Karabiner an beiden Seiten, kann man zwei Leinen auch am Ende zusammenknoten.

Es empfiehlt sich, die Karabiner gegensätzlich am Halfterring anzubringen, ist aber keine Notwendigkeit. Auch hier bitte darauf achten, dass die Handaußenkante dem Tier an der Leine am nächsten ist (siehe oben).

Freßverhalten unterwegs

Alpakas und vor allem Lamas sind Äser. Das heißt, sie konsumieren nicht nur Gras und Heu, sondern können ganze Büsche und kleine Bäume niederfressen. Sehr deutlich zeigt sich dieses Verhalten beim Wandern oder auch auf Rastplätzen, wenn mal hier und da ein Blatt von einem Ast oder einem Strauch quasi "mitgenommen" wird. Während die Tiere normalerweise Giftpflanzen meiden, hat das Tier unterwegs nicht immer Zeit, alles genau zu untersuchen. Als Mensch hat man nun die Verantwortung, darauf zu achten, dass die Tiere in ihrer Eile, etwas zu naschen, nicht die giftigen Pflanzen mitnehmen. Manchmal reißen sie fix etwas ab, ohne gründlich vorher daran zu riechen. Aber da sie es schon im Maul haben und sie bereits weiterlaufen, lassen sie es nicht einfach fallen, sondern kauen trotzdem. Also gut aufpassen! Es wäre doch schade, wenn ein schöner Spaziergang mit einer mehr oder weniger gefährlichen Vergiftung endet, nur weil das Tier zu hastig geknabbert hat.

Rezept für unterwegs

2 Teile "Spaß haben"

2 Teile "auch mal darauf achten, was das Lama oder Alpaka unterwegs so alles sieht"

3 Teile "sich entspannen"

2 Teile "sich von der ruhigen Gelassenheit des Tieres anstecken lassen"

1 Teil "den tierischen Begleiter auch mal unter Aufsicht unterwegs naschen lassen"

1 Teil "Überraschungen locker und ruhig wegstecken"

Ergebnis bei der sorgfältigen Rezeptbefolgung beim Zurückkommen: ein stilles Lächeln im Herzen und ein vertrauter Begleiter auf vier Beinen. Und der Gedanke: das mache ich bald mal wieder.

Text und Fotos: Anita Selig-Smith

Disclaimer

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