Informationen und Fakten über Lamas - ein kleines Lamakunde - Lexikon: Typen nach Bewollung

"Bewollung" bei Lamas und Alpakas

Der Begriff "Wolle" in diesem Kapitel meint die Faser bzw. das Vlies von Lamas und Alpakas. Normalerweise benutzt man den Begriff "Wolle" definitionsgemäß im Deutschen nur für Schafe.

Sowohl bei Lamas als auch bei Alpakas unterscheidet man die verschiedenen Arten noch zusätzlich anhand der Bewollung. Die nachfolgenden Typen wurden nach der derzeitig gebräuchlichen Nomenklatur beschrieben. Natürlich gibt es Zwischenformen. Vor allem zwischen Tapada und Lanuda bestehen viele Diskrepanzen in der Einteilung.

Man sagt, daß der Charakter der Tiere ein wenig an ihrer Bewollung erkannt werden kann. Ccara-Lamas sind robuste Trekker mit Ausdauer und normalerweise "leichtknochig". Ihnen wird die meiste Wildheit unter den Typen nachgesagt (kann ich allerdings nicht wirklich bestätigen). Angeblich: je mehr Vlies Lamas haben, umso gutmütiger, ruhiger und einfacher sollen sie in ihrer Handhabung sein. Ich möchte eindeutig betonen, daß dies alles nur eine Daumenregel aus der Gerüchteküche ist und jedes Tier einzeln betrachtet werden muß. Es gibt absolut dozile Classics genauso wie halbwilde Woolys ...

Lama Alpaka

Unterscheidung von Lamas anhand des Vlieses und der Fasern

Ccara SulloDas Ccara (auch Ccara Sullo) ist die von den Inkas gezüchtete, jahrtausendelang genutzte, präkolumbianische Form des Lamas, wie es für das Lastentragen verwendet wurde - ein Arbeitslama, das nach Größe, Körperbau, Ausdauer und Balance selektiert wurde. Dieses sogenannte Classic-Lama ist leicht bewollt, groß (der größte Lamatyp), hat kurze Fasern an den Beinen und Kopf und wirkt durch sein athletisches Aussehen elegant. Am Körper scheint das Vlies wie eine Decke darübergeworfen zu sein. Am Hals kann man meist eine Art Mähne sehen. Sie haben doppeltes Vlies: extrem feine, weiche, und dichte Unterfasern, die bei uns auch Verwendung als Schals finden. Bedeckt ist dieser Faserschatz von langen, glänzenden, geraden Grannenhaaren, die Schutz vor Regen und Wind geben. Aus diesen Haaren haben die Inkas früher auch Seile angefertigt. Die Fasern (hier ist vor allem das Untervlies gemeint) von gut gebürsteten und dann geschorenen Ccaras sind sehr stabil und reißfest. Um ein wirklich feines, weiches Garn zu erzielen, sollte man die Grannenhaare (primäre und sekundäre) entweder per Hand, was ein wenig Zeit braucht, heraussortieren oder eine Wollmühle nutzen, die einen Faserseparator einsetzt. Ccaras brauchen 2 Jahre, damit ihre Fasern nach einer Schur wieder nachwachsen. Bei kalten Wintern sollte dies beachtet werden - eine Handschur ist sinnvoller, da dabei längere Fasern stehenbleiben. Eigentlich muß man sie nicht scheren, wenn man sie regelmäßig, und vor allem im Frühjahr gut bürstet und damit das Untervlies von den "abgeworfenen" Fasern befreit. Damit geht einem dann natürlich die Faser für die Weiterarbeit verloren - aber nicht jeder möchte dies. Das reine Ccara ist der einzige Typ, der seine Fasern (meist) auch von allein verliert. Dies dauert ein paar Monate und die Tiere sehen in der Zeit ziemlich "zerrupft" aus. Sie lassen sich ansonsten sehr gut kämmen und verfilzen auch nicht so leicht ... Die Grannenhaare wachsen am schnellsten und formen im Wind manchmal den Eindruck eines Halos um das Tier herum. Mehr Informationen werden hier in einer ausführliche Erläuterung zum Ccara-Lama gegeben. Ca. 80% der in Europa eingeführten Lamas bis vor 20 Jahren zählten zu den Ccaras. Aufgrund des derzeitigen Trends zum kleinen, stark bewollten Lama wird diese ursprüngliche Art immer seltener, da die stärkere Bewollung und die kleinere Größe meist genetisch dominanter ist. In Nordamerika hat man dies auch erkannt und bemüht sich, diesen Typ genetisch rein zu halten, weil er auch dort immer mehr verschwindet. Mehr dazu unter der Homepage der NACA. Auf den Seiten von J. und G. Ingram findet sich - in englisch - noch eine sehr schöne Seite mit vielen Informationen um das Vlies von Classics.
Notiz zur Zucht: Man braucht ca. 2 Generationen, um mehr Faser in eine Linie zu züchten, aber mehr als 10 Generationen, um die Größe wiederzuerlangen.

Cuaraca - BaldurDer Begriff "Cuaraca" ist als Typ eher unbekannt und wird oft auch als Unterart des Classics gesehen; der Name kaum verwendet. Bei uns sind damit in etwa leicht- bis mittel-bewollte mit gelockter Faser (keine Suris!) gemeint. Sie sind mittelgroß bis groß. Meist haben auch sie nur kurze Fasern an Kopf und Beinen. Das Vlies ist jedoch deutlich länger als beim Ccara. Die Grannenhaare sind bereits feiner und die Unterwolle ein wenig gröber. Cuaracas sollten in unserem Klima jährlich, spätestens aller 2 Jahre eine Sattelschur erhalten. Die Faser wird nicht mehr natürlicherweise abgeworfen.

Tampuli-Lamas teilen sich in Lanudas und Tapadas auf. Der Begriff Tampuli ist im mittleren Teil der Anden geprägt worden und wird bei uns selten bis gar nicht verwendet.

TapadaTapadas sind stark bewollte Lamas, die jedoch nicht ganz so viele Fasern am Kopf und an den Beinen unterhalb des Knies/Ellenbogens haben. Die Fasern haben den Anschein, ähnlich wie beim Huacaya-Alpaka abzustehen. Das Vlies ist wesentlich einheitlicher als beim Ccara, teilt sich in mittelfeine Grannenhaare und ähnlich feines Untervlies auf. Man kann ihr Vlies auch als single-coat bezeichnen. Das Vlies dieser Tiere neigt schneller zum Verfilzen als bei Lanudas. Tapadas müssen jährlich geschoren werden: mind. Sattelschur.
Lanuda - MauritiusLanudas sind ebenfalls nicht so große Tiere wie die Ccaras. Sie erscheinen in ihrem Vlies häufig matt gegenüber dem Ccara-Lama. Der Grund sind die Grannenhaare - nur diese glänzen. Das Lanuda hat die feinsten Grannenhaare der Lamatypen. Diese bilden mit der Wolle meist eher ein einheitliches wirkendes Vlies. Sie haben den Anschein, ein wenig suri-ähnlich zu sein. Lanudas sind stark bewollt - und zwar bis hinunter zu den Zehen. Die Faser verfilzt nicht so schnell wie beim Tapada. Lanudas sind nicht für Trekkingtouren geeignet, weil der Witterungsschutz - ähnlich wie beim Alpaka - minimiert ist.
Cuaraca - BaldurDas Suri-Lama ist lt. der Britischen Lamaorganisation eine Kreuzung zwischen einem Lamas und Suri-Alpakas. Diese Theorie wurde vor einer Weile von Archäologen widerlegt, die das Vorhandensein von Suri-Lamas vor der Eroberung durch die Spanier darlegte. Außerdem konnte aufgrund von DNA-Analysen die Existenz von reinen Suri-Lamas ohne Hybridisierung nachgewiesen werden.
Das Vlies hat die Eigenschaften des Suri-Alpakas. Die Tiere sind eher klein und zählen meist als stark-bewollt. Weitere Informationen zu den Fasern beim Suri-Alpaka. Es scheint so, als ob einige Lanuda-Typen in ihrer Ahnenreihe Suri-Lamas hatten. Vor allem die Lanudas mit "silky"-Vlies weisen eindeutige diesbezügliche Zeichen sowohl in der Oberflächenstruktur, als auch im mikrobiologischen Bereich auf.

Lama Alpaka

Unterscheidung von Alpakas anhand des Vlieses und der Fasern

 

HuacayaHuacaya ist der häufigste Alpakatyp. Die Tiere wirken wie Teddybären. Diese Alpakas müssen jährlich geschoren werden - dies verlangt inzwischen glücklicherweise auch der Tierschutz. Huacaya-Fasern sind einem Modetrend unterworfen. Derzeitig möchte man Fasern, die möglichst gut von Maschinen versponnen werden können. Man orientiert sich am Merino-Schaf. Ein Traumvlies eines Alpakas ist fein (wenige Micron), hat viel Crimp (eine horizontale Wellung) und Homogenität sowohl in der Struktur, Feinheit als auch in der Farbe.
Cuaraca - BaldurSuris waren hier in Europa relativ selten, sind aber inzwischen häufiger zu finden. Meiner Meinung nach sehen die Tiere ein wenig aus, als ob man ihnen einen Eimer Wasser übergekippt und dann eine Dauerwelle verpaßt hat. Die Faser jedoch ist edel: sie glänzt stark und fühlt sich - ähnlich wie auch Seide - kühl an. Suri-Fasern hängen sich ein wenig aus - sie sind schwerer als Huacaya. Edle Schals und Westen werden gern aus dieser Faser hergestellt. Um ihnen bei der Weiterverarbeitung mehr Elastizität zu geben, kann man sie auch mit 20% Huacaya mischen.

Anita Selig-Smith - Zadik-Lamas 2012, Disclaimer

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Lamakunde: Typisierung nach Bewollung