Backpacking in Schottland

Zuerst hielten wir an der offiziellen Jugendherberge (nicht "independant"). Es war ziemlich weit außerhalb. Um zur Stadtmitte zu kommen, muß man ein ganzes Stück laufen. Etwa eine halbe Stunde, wie ich später irgendwo gehört habe. Ich war ziemlich erleichtert, daß ich mich in dem anderen Hostel einquartiert hatte - im "Bazpackers Backpackers Hostel".
Das Einchecken war auch etwas amüsant. Wir kamen an, die Tür war offen, keiner da. Auf einem kleinen Tisch lag ein Buch, in das man sich eintragen sollte. Das alles war mir zu suspekt und nachdem wir Neuangekommenen eine Weile ratlos im winzigen Vorraum standen, lief ich erst einmal in das Innere des Hostels, um irgendjemanden zu finden. Fand dann auch ein junges Mädchen .. eine Amerikanerin, die uns durch das Gebäude lotste. Ich stellte meine Sachen ab und ging wieder hinunter, um mich umzusehen und eine kleine Stadtwanderung zu unternehmen. Sie haben im Gemeinschaftsraum einen Kamin, Bücher, Videos, Katzen, ... Alles ist zwar relativ klein, aber nett und gemütlich. Von diesem Hostel aus hat man einen sehr guten Start in das Stadtinnere. Bis zum unübersehbaren altrosafarbenem Schloß auf der linken Seite sind es vielleicht einhundert Meter und bis zur High Street etwa zweihundertfünfzig. Distanzen, die man einfach ignorieren kann.

Die High Street geht von der Castle Street nach rechts ab und ist reine Fußgängerzone. Dort liegt auch gleich an der Kreuzung das "Ho Ho Hostel". Ist aber nicht zu empfehlen. Die Leute haben sich über Lautstärke, mangelnde Gemütlichkeit, usw. beschwert. Biegt man nach links auf die Bridge Street ab, gelangt man nach wenigen Metern auf der linken Straßenseite zur tourist information. Dort habe ich mir ein paar Broschüren und Informationen für die nächsten Tage mitgenommen. Vor allem hat mich Reiten interessiert, war aber meiner Meinung nach zu teuer. Weiter ging es über die Brücke entlang, die der Straße auch den Namen gegeben hat - Bridge Street = Brückenstraße.
Nach der Brücke ging es rechts am Fluß entlang und ich traf bald darauf auf der linken Straßenseite auf das Balnian Highland Music House. Ein paar Männer saßen im Vorgarten und ich unterhielt mich mit ihnen. Sie wiesen mich auf eine abendliche Veranstaltung hin und erzählten mir, was die Gruppe spielte und daß sie gut wäre. Desweiteren erkundigte ich mich auch noch nach den Öffnungszeiten. In dem Haus war nicht nur eine Bühne und ein Laden untergebracht, sondern es sollte eigentlich ein Museum sein. Da ich mich aufgrund meiner Ausbildung in der Kindheit nun doch für Musik interessierte (s.u.) wollte ich unbedingt einen Blick hineinwerfen. Der Eintritt abends kostete fünf Pfund für Studenten und ich beschloß, im Hostel einen weiteren Interessierten aufzutreiben.
Ich lief noch ein wenig durch die Straßen, kaufte Lebensmittel ein und trabte dann über den Marktplatz wieder zum Hostel zurück, wo ich dann meine Mahlzeit kochte. Ich überzeugte einen im Gemeinschaftsraum sitzenden Canadier davon, mit mir zu der Volksgruppe im Highland Music House zu gehen. James wollte es sich noch überlegen und sagte eine halbe Stunde später dann zu. Wir nahmen vorher noch einen Drink im einem Pub ein und gingen dann über den Fluß zu der Vorstellung. Es war wundervoll. Die Gruppe "Calasaig" spielte zwei Stunden lang mit nur einer kurzen Pause von 15 Minuten (20-22 Uhr). 'Eine gute Lunge', kann man da nur über den Dudelsackspieler sagen.
Am Abend stellte ich fest, daß das Mädchen, das auch oben schlief (ich war in einem Vier-Bett-Zimmer und hatte eines der oberen Betten abbekommen) aus Vermont stammte. Sie kam kurz nach mir zurück und wir unterhielten uns noch über den Staat, in dem ich ein Jahr meines Lebens verbracht hatte.

Samstag, 25.09.1999

Früh aufgewacht, war ich schon gespannt auf die Amerikanerin. Wir hatten ja bisher nur miteinander geredet, ich hatte keine Ahnung, wie sie aussah. Als wir dann unser Augenmerk aufeinander richteten, mußten wir feststellen, daß wir uns kannten! Irgendwie kamen wir uns beide zumindest sehr bekannt vor, hatten jedoch keine Idee woher. Aus Vermont .. das war offensichtlich, aber woher? Irgendwann kamen wir darauf zu sprechen, was sie beruflich macht: sie ist Glasbläserin. Da fiel mir ein Mann ein und mit Mühe (und Caseys Hilfe) konnte ich mich noch an seinen Namen erinnern: Jake. Er war damals ("not anymore!") mit Roberta zusammen, die im Sport-Center gearbeitet hat und eine gute Freundin von mir war. Wir hatten öfters miteinander gefeiert und ich war auch mit ihr, Jake und seinem Vater beim "Bread'n'Puppet"-Festival gewesen. Er hat eine Glasbläserwerkstatt in Greensboro. Dort habe ich ihn dann auch bei seiner Arbeit bewundern dürfen. Und dort habe ich auch Casey das erste Mal gesehen. Wir haben uns später noch auf diversen Parties in der Umgebung getroffen. Aber das war immerhin schon vier Jahre her! Was für eine Überraschung!
Da wir uns so gut verstanden und so viel Spaß miteinander hatten, beschlossen wir, gemeinsam ein paar Touren zu unternehmen. Wir tauschten unsere Pläne und Ideen aus. Schließlich entschieden wir uns für meine Idee ...

Nach einem Frühstück im "Pancake House" ging es 10:30 Uhr los. "Es" war eine gebuchte Tour - die beste Möglichkeit, in kurzer Zeit viel zu sehen, wie überall eben. Der Fahrer, ein sehr lustiger Mann, machte vorher noch eine Stadtrundfahrt und erzählte uns wirklich interessante Dinge über Inverness. Danach ging es weiter nach Holm Mills zu einer Weberei. Die "James Pringle Weavers" of Inverness besteht schon seit 1798 und ist damit eine der ältesten Webereien Schottlands. Sie stellen dort die Stoffe für den traditionellen Schottenrock - den Kilt - her. Das erfordert eine ganz bestimmte Technik und auch ganz bestimmte Fasereigenschaften. Obendrein hat jeder Clan sein eigenes Muster. Die Grundform der "Tartans" besteht in einem zumeist dunkleren Untergrund mit helleren, unterschiedlichen Karostreifen.

Ich habe mich lange mit dem Aufseher - einem älteren Mann, der früher ebenfalls am Webstuhl stand - unterhalten. Er wußte sehr viele interessante Dinge zu erzählen. (War auch zu erwarten.) Dort fand ich auch einen Namen für meine kleine (einmonatige) Katze. Der Busfahrer hat extra jemanden aufgetrieben, der noch Gälisch sprechen konnte. Gälisch ist die alte Sprache der Kelten. Und so überlegten wir. Das war mal etwas ganz Neues für die Leute und sie nahmen die Herausforderung wie 'echte Männer' an und waren so ernst und interessiert bei der Sache ... :-) Letzlich einigten wir uns auf "Bria Dubh". Das heißt "schwarze Schönheit" (dubh=schwarz, bria=schön/Schönheit). Da "Dubh Bria" schöner klingt, ist das der offizielle Name - wenn auch grammatikalisch nicht ganz korrekt. (Nachtrag: Meine Katze heißt zwar offiziell tatsächlich so - habe ich zumindest beim Tierarzt so angegeben - aber sie hört nur auf "Mieze" oder "Miezekatze".)

Weiter ging es mit dem Bus zu Loch Ness, wo wir an einer Stelle hielten und uns dort ein wenig umsahen. Wir gingen auch in ein Museum (ein Teil der tourist information) und vervollständigten dort unsere Bildung über Monster "Nessie" mit einem Film und viel Ausstellungsmaterial. Der Ort, von dem aus die meisten Sichtungen des Ungeheuers erfolgen, ist "Urquart Castle". Eine Schloßruine so ziemlich in der Mitte der Ufer des Sees. Dort sollen auch die tiefsten Stellen des Sees sein ...

Die Ruine ist ziemlich interessant und man sollte nicht versäumen, einen Blick hineinzuwerfen. Das Leben an diesem Ort wird ziemlich gut beschrieben und wiedergegeben. Wenn nicht so viele Leute anwesend sind, kann man seine Phantasie schweifen lassen und sich das Leben früher in der Burg gut vorstellen.

Natürlich besuchten wir das Loch-Ness-Museum mit seiner umfangreichen Ausstellung über die Geschichte und das Seeungeheuer nebst diversen Sichtungen. Auch die Mühe, die sich einige mit der Beobachtung des Sees machen, wird gut dokumentiert. Der Film im Besucherzentrum ist ebenfalls sehr interessant. Casey lief noch zum Glasladen und fachsimpelte fachmännisch mit den Betreibern.
Auf dem Weg zurück in die Stadt, trafen wir am Straßenrand einen Bekannten des Busfahrers. Es mutete zwar wie eine Zufallsbegegnung an, aber ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, daß es abgesprochen war. Der Bekannte war Murdo Urquart, war in voller schottischer Montour und mit einem Dudelsack ausgerüstet. Zu unserem Erstaunen konnte unser Fahrer erstaunlich gut auf dem schottischen Nationalinstrument spielen. Murdo Urquart hat eine Bekannte in Berlin, weshalb ich sehr schnell mit ihm ins Gespräch kam. Er ließ mich sogar seinen Dudelsack ausprobieren und setzte mir, als ich davon ein Foto machen wollte, auch noch seine Mütze auf. Nach ein wenig Herumprobieren, einigen guten Ratschlägen und Verrenkungen schaffte ich es tatsächlich, einige mehr oder weniger zusammenhängende Töne aus dem Luftsack zu pressen. Welch ein Erfolgserlebnis!

Am Ende der Tour vervollständigte unser Fahrer noch die am Anfang begonnene Stadtrundfahrt durch Inverness.
Abends beschlossen wir, gemeinsam mit einigen Schotten auszugehen. Shane hatte Casey am Vorabend eingeladen und sie sollte noch ein anderes Mädchen für seinrn Freund mitbringen. Also kam ich mit, als sie uns abholten. War mit meiner Begleitung auch ganz zufrieden. Und wieder waren wir in der gleichen Kneipe gelandet, wie James und ich schon am Abend zuvor. Aber das machte mir nichts aus. Der Pub ist sehr gemütlich und nett. Und der Standort ist auch ideal, nicht sehr weit vom Hostel entfernt. Da hat man nicht so viele Laternenpfosten auf dem Heimweg. Er befindet sich auf der rechten Seite der Bridge Street (mit dem Gesicht zur Brücke sehend), gleich neben der Bäckerei "Olivers" und schräg gegenüber der tourist information. Ich glaube, die Kneipe hieß "Blackfriars", aber sicher bin ich mir da nicht mehr. Wir hatten eine Menge Spaß und ließen uns erst ziemlich spät von den Männern zurückbegleiten.

Sonntag, 26.09.1999

Am nächsten Tag wollten wir in den Osten und buchten eine Tagestour mit freien Optionen. Dabei fahren mehrere Busse die Strecke auf und ab und man kann während des Tages dazustoßen, wann immer man möchte. Die Strecke verlief folgendermaßen: Inverness - irgendein Militärschloß - Castle Cawdor -Battlefield Culloden -Inverness.
Wir hatten noch Zeit bis zur Abfahrt des Busses und bummelten in der Stadt herum. Außerdem wollte sich Casey einen Rucksack kaufen. Vor "Marks & Spencers" inmitten der Innenstadt (den Berg 'runter am Schloß vorbei und dann bei der Kreuzung nach rechts auf die Fußgängerzone - "High Street") hat ein schottisches Orchester auf ihren Dudelsäcken gespielt. Keine Ahnung, ob sie das jeden Sonntag vormittag machen oder ein besonderer Feiertag war.

Wir gingen relativ spät los. Ich würde jedem empfehlen, zeitig aufzubrechen. Das erste Schloß haben wir ausgelassen. Es ist eigentlich auch nur für militärisch Interessierte lohnend. Aber wir hatten schon eine Menge über die Kriegskunst der Schotten erfahren und waren beide nicht besonders begeistert über die Aussicht auf eine weitere Lektion.

Dafür stiegen wir beim Cawdor Castle aus. Dieses Schloß ist das Schloß von Shakespeares "Macbeth". Es wurde im späten 14. Jahrhundert als eine private Festung des Cawdor-Oberhauptes gebaut. Der mittelalterliche Turm wurde um die legendäre Stechpalme herum errichtet. Sie starb um 1372 herum und wurde zum Symbol des Clans. Das Motto lautet: "Flourish the Thorn!" - "Hege den Stachel!" Obwohl das Haus über 600 Jahre hinweg entstanden ist, stammen die meisten zusätzlichen Anbauten aus dem 17. Jahrhundert im schottischen Stil. Man erzählt sich von zwei Geistern, die im Schloß herumspuken. Von einer Frau im blauen Samtkleid und einem Mann, von dem man annimmt, er sei John Campbell, der erste Herr von Cawdor.

Wir wollten den Horror-Eintrittspreis (etwa 5 Pfund = 15 DM) nicht bezahlen. Jemand im Hostel hatte uns den Tip gegeben, außen um die Anlage herum durch die Wälder in den Park zu gehen. Das ist erlaubt, nur wissen es wenige. Der Weg außen herum ist folgendermaßen: Man muß ein wenig zurücklaufen und den Pfad am Zaun entlanggehen. Es sieht so aus, als ob man direkt in den Wald hineingeht. Rechts befinden sich einige Weiden. Dahinter rechts abbiegen und sich dann mehr oder weniger wieder in Schloßrichtung halten. Irgendwann an der Mauer findet man dann einige schmale Durchgänge direkt in die Gärten hinein. Die Türen stehen offen - sofern Türen vorhanden sind. Da wir nicht so viel Zeit hatten, gingen wir nicht durch den Wald sondern fanden eine andere Möglichkeit ...

Wir kletterten über zwei Zäune und eine Mauer, um in die Schloßgärten zu gelangen. Fast glaubten wir uns in der Hauptgärtnerei erwischt und huschten schnell über den Platz. War ziemlich witzig. Wir mußten beim Balancieren auf der Mauer auf den elektrischen Zaun achtgeben und ich hatte eine Heidenangst davor, zu den Highland-Kühen auf die Weide zu fallen oder ihnen auch nur zu nahe zu kommen. Trotz ihrer bekannten Gutmütigkeit flößten mir ihre außerordentlich spitzen Hörner doch eine Menge Respekt ein.

Die Schloßgärten waren wunderschön und trotz der vorgerückten Jahreszeit konnten wir die Blütenpracht bunter Beete genießen. Danach gingen wir durch eine der vielen vorhandenen Pforten in den Wald hinein und spazierten am Fluß entlang. Das Flußwasser ist zwar glasklar, aber richtig rostbraun. Das rührt nicht von Eisen(III)-oxid (= Rost) sondern vom äußerst torfreichen Boden her. Wie uns alle Schotten versicherten, ist nur die Farbe abschreckend. Das Wasser an sich ist sauber und trinkbar. Einige meinten sogar, daß es um diese Jahreszeit durchaus vorkommt, daß aus dem Wasserhahn rostfarbenes Wasser kommt. Es ist überhaupt nicht schädlich. Ich habe im Verlauf meiner Reise tatsächlich viele Flüsse mit dieser Farbe gesehen. Wir liefen ziemlich weit und verpaßten fast den Bus. Um noch rechtzeitig hinzukommen, mußten wir eine Mauer von vielleicht 2,10 Metern Höhe überwinden. Ich kletterte von Caseys Schultern hoch und half ihr dann ebenfalls auf den inneren Weg. Die gerade vorbeikommenden Leute waren ziemlich verblüfft, als wir aus dem Dickicht neben der Mauer auftauchten. Von dort war der Weg unten nämlich kaum erkennbar.

Unser nächster Halt war das "Culloden Battlefield". Wir liefen von dort erst einmal los zu den Clava Cairns. Das ist eine alte Druidengrabstätte in einigen wenigen Kilometern Entfernung. Leider hatten wir beim Trampen kein Glück, da keiner in die Richtung fuhr. Als wir dort ankamen, hielt gerade ein Bus der Westpacker-Organisation, in deren Hostel ich in Edinburgh übernachtet hatte. Wir fasten uns ein Herz und ich fragte vorsichtig nach, ob sie evtl. danach zum Schlachtfeld fahren würden und uns mitnehmen könnten. Beide Fragen bejahte er und so viel uns ein Stein vom Herzen. Der Bus, der oben bald abfuhr, war nämlich der letzte nach Inverness.

Wir schlenderten über die heilige Stätte und unterzogen uns einem uralten Ritual, das Casey irgendwoher kannte. Man bringt einen kleinen Stein mit und wirft ihn auf einen Monolithen. Dabei wünscht man sich etwas. Bleibt der Stein oben liegen (was gar nicht so einfach ist) geht der Wunsch in Erfüllung. Beide unsere Steine blieben oben ....
Bei der kurzen Rückfahrt in dem Minibus erzählte der Reiseführer eine amüsante Geschichte und ließ uns alle Whisky trinken. Auch wir Gäste bekamen einen Teil ab. Nachdem er herausgefunden hatte, daß ich mit Haggis reise, wurde ich zum Ziel einiger Frotzeleien. Westpacker und Haggis sind nämlich Konkurrenzfirmen, deren Fahrer und Führer sich jedoch glänzend verstehen. Die beiden Organisationen sind die einzigen erwähnenswerten in dieser Reiseform. Am Schlachtfeld angekommen, lud er uns ein, an seiner Führung teilzunehmen. Mit Begeisterung schlossen wir uns der Gruppe an.

Weil das "Culloden Battlefield" ein riesiges Grab und eine Mahnstätte ist, wird kein Eintrittsgeld verlangt. Die gleiche Preisregelung gilt auch für die Clava Cairns. Die Führung war extrem interessant und unser Führer ein wirklich guter Erzähler. Wir erfuhren in kurzer Zeit mehr, als wir an einem ganzen Tag hier allein erfahren hätten. Wir schafften unseren Bus ohne Probleme, obwohl uns unser "guide" angeboten hatte, uns mit nach Inverness mitzunehmen. Aber da wir nun schon einmal bezahlt hatten, wollten wir den anderen nicht noch länger "ihre Zeit stehlen".

Als wir dann wieder in Inverness waren, schlenderten wir noch am Ufer entlang. Dabei besichtigten wir auch das Innere einiger Kirchen. Eine davon war besonders sehenswert. Von Inverness aus hat man die Möglichkeit, gut auf die Hebriden zu fahren. Da ich jedoch nur einen Monat zur Verfügung hatte, hob ich mir die Inseln für spätere Lebensjahre auf. Auch heute war ein Pub angesagt, aber ich kann mich nicht mehr genau an diesen Abend erinnern. Und nein, das liegt nicht an zuviel Alkoholgenuß, sondern mangelnden schriftlichen Notizen und der Tatsache, daß ich den Reisebericht hier anhand meiner Erinnerung und den unzähligen geschossenen Fotos rekonstruiere.

Montag, 27.09.1999

Casey ist vor mir mit dem Linienbus wieder in den Süden nach Argyle losgefahren. Sie wollte dort weiter Ahnenforschung betreiben.
Ich nutzte die Zeit, um meine Sachen zu packen, zu deponieren und dem Highland Music House einen weiteren Besuch abzustatten. Das Museum hatte heute zum Glück wieder geöffnet und ich lernte viel über die hiesige Music, die (Musik-) Geschichte, das Volk und dessen Mentalität und auch die gespielten Instrumente kennen. Außerdem konnte ich einige auch ausprobieren. Ich hörte mir viele Stücke an und spielte auf einer Harfe, einem Dudelsack und einer Violine. Letzteres brachte mir ein paar erstaunte Blicke der Angestellten ein: offensichtlich sah ich nicht so aus, als könne ich dieses Instrument spielen, geschweige denn ein klassisches Stück professionell auswendig. Auf eine Frage hin gab ich zu, sechs Jahre lang eine Musikschule besucht zu haben. Als dann irgendwann eine Schulklasse auftauchte und mich bei meinem Rundgang einholte und ständig störte, suchte ich das Weite. Ich kann einen Besuch in dem Museum nur empfehlen. Es ist kurzweilig, gibt einen guten Einblick in die schottische Kultur und Tradition und ist - vor allem bei schlechtem Wetter - eine großartige Alternative zu allem anderen.

Pünktlich 14:15 Uhr kam der Haggis Bus. Ich hatte die Etappe bis Ullapool angegeben.

Weiter geht es hoch in den Norden in die Highlands und an die Küste, mit dem kleinsten Schloß Schottlands, einem Sandstrand wie am Mittelmeer (nur sauberer), stillen Seen und das Essen wird fischiger (ein paar Rezepte für Krabbe und Languste â la Natur gibt's auch)